Dienstag, 15. Mai 2018

Der verdrehte Journalist - Beobachtung der Beobachter(69)

"Der Dieselskandal hat Volkswagen fest im Griff", schreibt Sven Astheimer in seinem Text Skandal ohne Ende (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14.5.2018, S. 15, Nr. 110). Nicht nur VW - auch den Journalisten Sven Astheimer. Der Dieselskandal hat Volkswagen fest im Griff - ein Satz der besonderen Art: wieso ist der Dieselskandal das Subjekt - der Akteur - dieses Satzes? Sven Astheimer entschuldigt die Leitung des Wolfsburger Konzerns - der Skandal rüttelt. Dabei ist es doch anders herum: die Leitung des Konzerns hat massiv strafrechtlich betrogen und muss sich verantworten. Müssen wir Mitleid haben?

Sven Astheimer bedauert den neuen Chef Herbert Diess, den die nordamerikanischen Ermittler zu den Verantwortlichen rechnen. "Ausgrechnet Diess", so Astheimer, "der zu seinem Amtsantritt noch Demut versprochen und für einen Neuanfang geworben hatte". Ausgerechnet. Will uns Sven Astheimer weismachen, er sei überrascht? Will er uns weismachen, er könne es nicht glauben?

Ich wünsche den Tag herbei, an dem die journalistische Unschuldsvermutung in dieser Zeitung von diesem Journalisten nicht mehr so langmütig gepflegt wird.     

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