Donnerstag, 28. Juli 2022

Die Washington Post am 27.7.2022: "If Germans find themselves shivering more than usual this winter, they have no one to blame but themselves". Was machen wir jetzt?

 The Germans....the Germans....sie hängen in den Preisen. Wie das? Und was nun? Eine gründliche Bilanz müsste gezogen werden. 

Schockstarre oder Lähmung allerorten. Nicht überall. Zum Glück wird noch angemessen gehandelt. Eine riesige Party ist gefeiert worden. Motto: Deutschland ist ein starkes Land.  Das Motto stammt aus einer Neujahrsrede unserer ehemaligen Kanzlerin und ist (typischer) Merkel-Kitsch. Subtext: Wir können uns fast alles leisten. Öffentlich verteilter Text: Wir sind Exportweltmeister. In den 50er Jahren hieß das vergleichsweise bescheiden: Wirtschaftswunder. Das hatten wir nicht zu verantworten. Die Allierten ließen uns in unsere Republik umziehen, behandelten uns fair und nach ihren Interessen und erwarteten Gefügsamkeit. Wir waren gewissermaßen glückliche politische Kinder, die mächtig lernen mussten sich anzupassen. Das ging eine Weile gut. Irgendwann nach 1989 begannen die politisch jugendlichen Bundesdeutschen, die ihre Herkunft vergaßen, große Töne zu spucken als Angehörige einer Art neuen Deutschlands. Herauskam der  Exportweltmeister und damit der süßliche öffentliche Dialog der Selbstgewissheit und Selbstüberschätzung. Gebadet wurde schließlich in der (vermeintlich) geglückten Erinnerungskultur und im Merkel-Kitsch des wir schaffen das!

Wir schafften es nicht. Jetzt müssen die Fetzen und die Scherben aufgekehrt werden. Die Zukunft des Landes steht auf dem Spiel. Was macht ein Exportweltmeister, wenn er nicht mehr richtig exportieren kann? Er kratzt seine Habseligkeiten zusammen. Der Zusammenkratzer heißt glücklicherweise  Robert Habeck und ist ein Mann des Realitätssinns. Kein Freund des Poesiealbums. Das liebte unsere frühere Kanzlerin, die Künstlerin der Treuherzigkeit, die am Ende ihrer Kanzlerschaft noch um Verzeihung! bat und ihre Selbsteinschätzung verkaufen konnte, sie sei mit sich im reinen. Sie kam tatsächlich damit durch. Wie sie mit ihrer Politik des Aufschiebens und Laufenlassens durchkam. Dabei war seit ihrem wahltaktischen, abrupten Lenkmanöver 2011, die zuvor verlängerten Betriebszeiten der Atomkraftwerke zu kassieren und planlos zu verkürzen, seit ihrer verblüffend aufrichtigen Kennzeichnung ihrer Regierungsarbeit - es ist immer Wahlkampf - , klar: diese Kanzlerin fährt mit ihrer Mannschaft im beflissentlich erfüllten Auftrag des Macht-Erhalts die Republik vor die Wand. Von der demokratischen Arbeit an der historischen Last und von der Arbeit an der Zukunft der bundesdeutschen Gesellschaft hatte sie keine substanzielle Idee. Der erste Politiker, der deutliche Worte der Abrechnung mit der konservativen Regierung der letzten Dekade  fand, war Robert Habeck. Abrechnen gilt bei uns leider als unfein. Robustes Handeln ist unfein. Manche einflussreiche Herren hier & da könnten sich grämen - vor allem der Herr mit dem langen Tisch und dem Labrador (war es ein Labrador, der unserer Bundeskanzlerin vorgeführt wurde?).  Sich auf eine karge Zukunft vorzubereiten, gilt als unfein und als Panikmache.  Wie schön, Angela Merkel in Bayreuth sehen zu können. Kein Grund zur Besorgnis.