Mittwoch, 30. Juni 2021

Was ist "psychisch auffällig"?

Doppelt genäht hält besser, sagen wir. Doppelt gesagt, ist nicht unbedingt besser. Ein weißer Schimmel ist ein Pleonasmus. Psychisch auffällig auch. Auffällig ist einfach: jemand fällt auf, weil er zum Beispiel laut (dröhend u.a.) lacht. Das Adjektiv psychisch wird neuerdings (häufig) hinzugefügt, wenn jemand fremdes Verhalten als unverständlich, lästig, aufdringlich, aufgebracht, gereizt, bedrohlich, erschreckend (usf.) erlebt. Psychisch ist kommunikative Kurzschrift für die eigene Schwerfälligkeit (Ignoranz; was immer), dem Unverständlichen einen Namen zu geben - mit anderen Worten: ein Verhalten halbwegs ordentlich zu beschreiben. Jedes Verhalten ist seelisch bedingt - weiß doch jeder. Sollte man annehmen. Wer das Adjektiv psychisch in der Redefigur (psychisch auffällig) benutzt, sitzt der unseligen Differenz von Körper und Seele und damit den unseligen Lokalisierungs- und Entsorgungsversuchen auf: Das Psychische - wo sitzt es? wie kann man es greifen? wie kann man es beseitigen?

Montag, 28. Juni 2021

Kraftsport auf der A 61 (NRW)

Sonntag, der 27.6.2021, gegen 11.45 Uhr.  Auf der linken Autobahnspur (Richtung Mönchengladbach/Venlo)  fährt ein Tesla (großes Modell) an mir mit guten (geschätzten) 160km/h vobei. Knapp dahinter im unzulässigen Abstand: ein Porsche Panamera   und ein Porsche 911 Cabrio.  Es sieht nach einer ungleichen Rauferei unter Jugendlichen aus. Zwei gegen einen. Strom gegen Sprit. Wer hat mehr in der Batterie oder im Tank? Die Antwort bekomme ich nicht mit. Was konnte ich sehen? Der Protagonist des Symbols der Veränderung - vermutlich steuerte ein Mann den Tesla - kommt in Schwierigkeiten. Ein Vorgeschmack auf das, was kommt.

 

Fußball ist das wahre Leben: Joachim Löw und Leroy Sané

Joachim Löw, der Bundestrainer der Nationalmannschaft, war in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 26.6.2021 (S. 35) zu lesen, verhunzt regelmäßig/unregelmäßig (der Autor Michael Horeni macht dazu keine Angabe) den Namen des Spielers Leroy Sané. Statt dessen Namen richtig als Sah-neee auszusprechen, unterschlägt er den französischen Akzent und adressiert ihn mit Sah-ne. Eigenname und Schreibweise gehören zu unserem Identitätsgefühl. Abweichungen irritieren. Den Nachnamen zu entstellen, besagt eine Faustregel - Gerd Gigerenzer würde sagen: Alltagsheuristik - , dient der Kränkungsabsicht und verletzt unsere verbriefte Würde. Weshalb man sie ungern durchgehen lässt. Mit einer regelmäßigen Entstellung des Nachnamens verabreicht man eine feine, aber treffsichere Dauerkränkung.

Was treibt Joachim Löw dazu? Schwer zu sagen, weshalb der Nationaltrainer sie offenbar kommunizieren muss. Trainer müssen ihre Spieler mögen. Sonst läuft nix. Wer sagt das dem Bundestrainer und regt ihn zum Aufgeben der Dauerkränkung an? Respekt ist die (selbstverständliche) Verhaltensanweisung der U.E.F.A. Leicht propagiert, schwer getan.  Aber seltsam, dass diese in anderen Kontexten sofort sanktionierte Redefigur samt ihrem Redner durchgeht. Seltsam, seltsam.

Montag, 21. Juni 2021

Janet Malcom ist tot (1934 - 2021)

Janet Malcom war eine scharfsinnige, glänzende Autorin.  David Remnick, Chefredakteur der Zeitschrift The New Yorker - wo sie ihre Arbeiten häufig veröffentlichte, bevor sie als Bücher herauskamen - , hat auf der website des New Yorker neulich an sie erinnert. Ihr erstes Buch, das ich von ihr las, war Fragen an einen Psychoanalytiker. Zur Situation eines unmöglichen Berufs (bei Klett-Cotta 1983 erschienen); zuletzt (2018) las ich von ihr  The Journalist and the Murderer  ( bei Alfred A. Knopf 1990 erschienen).  The Journalist and the Murderer handelt vom Grundproblem des Journalisten oder der Journalistin: vom Beziehungsgeschäft mit dem oder der Auskunftgebenden.

Sie beginnt ihr Buch mit zwei Sätzen, die berühmt geworden sind:

"Every journalist who ist not too stupid or too full of himself to notice what is going on knows that what he does is morally indefensible. He is a kind of confidence man, preying on people's vanity, ignorance or loneliness, gaining their trust and betraying them without remorse".

Heute Morgen am Sommeranfang, dem 21.6.2021, war ich gespannt, wie Patrick Bahners in seinem Nachruf (F.A.Z. vom 21.6.2021, S. 14) auf die Wahrheitssucherin Janet Malcom im Falle seiner Profession eingeht. Ihren ersten Satz übersetzt er: "Jeder Journalist, der nicht zu dumm oder zu eingebildet ist, um zu merken, was passiert, weiß, dass das, was er tut, moralisch nicht verteidigt werden kann". Was tut der Journalist? Das sagt Janet Malcom in ihrem zweiten Satz. Den hat Patrick Bahners weggelassen.

Hier ist er übersetzt:

"Er ist eine Art Vertreter der Redlichkeit, der die Eitelkeit, die Ignoranz oder die Einsamkeit der Leute ausbeutet, ihr Vertrauen gewinnt und ohne schlechtes Gewissen verrät".

Ihr Buch The Journalist and the Murderer  ist bislang bei uns nicht erschienen (s. meinen Blog Der SPIEGEL-Gau und der F.A.Z.-Alltag - zur methodischen Anfälligkeit des Journalismus für Korruption vom 10.1.2019). Jammerschade.

 

(Überarbeitung: 23.6.2021)

 

Mittwoch, 16. Juni 2021

Die Normalität und die Masken

 Von Anfang an waren die Bewegungs- und Lebenseinschränkungen als Interventionen zur Kontrolle der Pandemie und zur Reduktion der Infektionen begründet worden mit dem mehr oder weniger eingeschmuggelten Versprechen der Rückkehr zur alten Normalität. Olaf Scholz führte einen gewissen Realismus ein und sprach (immerhin) angesichts der eingeschränkten Lebensrealität von der neuen Normalität. Wohin man hörte: die  Normalität blieb in den öffentlichen Texten eine Art tröstendes Leitmotiv (alles wird wieder gut). So tröstet man sich in schlechten (ausweglosen) Zeiten. Ob denn die pandemische Lebenslage zur Derealisation beiträgt?   

Wo sind wir? Im Irgendwo eines Zustandes des lähmenden, schwer erträglichen Wartens & (medial tüchtig verstärkten) Klagens.  Unsere Politikerinnen und Politiker haben ihm leider nachgegeben, immer wieder beflissen anzukündigen: sicherlich bis zu den Sommerferien/Schulbeginn/Weihnachten/Ostern/Pfingsten/Sommerferien ....sind wir soweit, dass...

Wenn man einen Verlauf nicht kennt, kann man ihn nicht vorher sagen. Eltern sind schlecht beraten, ihre mächtig drängenden Kinder auf der Urlaubsfahrt (Wie lange noch?) mit dem Versprechen zu vertrösten: bald. Eltern sollten gegenhalten. Das ist natürlich lästig und anstrengend. Ob denn unsere Politikerinnen und Politiker sich nicht trauen, uns nicht zu trösten? Ob sie uns für Kinder halten, die glauben & klagen, sich nicht aushalten zu können? Man muss es vermuten. Sollte es zutreffen, haben sie ihr politisches Amt missverstanden. Politik ist ein Realitätsgeschäft. Man muss sich allerdings trauen, sich der Realität zuzuwenden.

Weshalb die Frage: Wie lange müssen wir die Masken tragen? - tückisch ist. Aushalten lernt man nur, indem man sich aushält. Es geht nicht einfach. Was kann man sagen? Vorschlag:  Ja, solange sie  noch nötig sind.  - Wann sind sie nicht mehr nötig?  - Wenn die Infektionen niedrig genug sind. - Wann sind sie niedrig genug? - Die Antworten sind nie genug. Sie sind immer zu wenig. So geht es von vorne los. Wieder auf Anfang: Und die Masken? Wie lange noch? Wie klar war da die Antwort für den Sicherheitsgurt: solange du mit dem Auto fährst. Herrliche Zeiten! Und mit den Masken? Solange du dich anstecken kannst. 

Kann man mehr sagen? Als Laie: Nein. Man kann sich nur wiederholen. Wenn man will, kann man sein Repertoire erweitern mit Hilfe des NDR Pocasts mit Sandra Cisek und Christian Drosten.



 


 

  

Der "Klimaschutz" , die "Grüne Mobilität" und andere Kleinigkeiten

 Die Elektromobilität ist unterwegs. Die Elektromobilität soll dem Klimaschutz dienen. Dieses Wort ist eine Lüge. Wer es benutzt, hat sich einlullen lassen (von den Propagandisten der Beschwichtigung) und verleugnet, dass es nichts zu schützen, sondern höchstens die Erderhitzung zu mildern gilt. (Übrigens gibt es den ironischen, verächtlichen Gebrauch: Klimaschützer. Klimaschützerin habe ich noch nicht gehört.) Wer es benutzt, hat die Dringlichkeit des Handelns nicht verstanden - und verschweigt, was auf uns zukommt. Die gute Nachricht: es wird wärmer und wärmer. Die schlechte Nachricht: die Hitze wird zunehmend schwer auszuhalten; nebenbei zerstört sie unsere Lebensgrundlagen. Wer von unserer politischen Elite hält dagegen? Armin Laschet (u.a.) windet sich (noch). Die tapferen Grünen. Leider werden sie hier & da verprügelt. Die Zeitung aus Frankfurt beteiligt sich hier & da (s. meinen Blog Wohin des journalistischen Weges? vom 7.5.2021) ). Es macht offenbar mehr Vergnügen, die Kandidatin der Grünen in Verlegenheit zu bringen. Kann sie auch Bundeskanzlerin? war Anne Wills wiederholte Frage an Annalena Baerbock in ihrer Sendung am 26.5.2021. Kann denn unsere Kanzlerin Kanzlerin? 

Man müsste die Berufspraxis von Angela Merkel kennen, um zu wissen, was eine Kanzlerin können muss. Angela Merkel ist keine Freundin präzisen Sprechens und klarer Konzepte. Watte und Nebel sind ihre kommunikativen Mittel. Wie war das noch mit ihrem (besten) Satz: Es ist immer Wahlkampf?  Was hat sie sonst noch gemacht?Wie war das noch mit der einen Million Fahrzeuge mit Elektromotor? Mit der Maut? Mit dem Rettungsschirm? Mit dem Brexit und dem Vorwurf der Rosinenpickerei? Mit dem Wir schaffen es! und Wir schaffen es nicht? Mit der Transformation unserer Energie-Versorgung? Der Austausch unserer Fahrzeuge mit einem Elektroantrieb ist eine (von ihr angekündigte und tolerierte) Orgie der Verschwendung und Ausbeutung. Am 14.6.2021 war in Thea Riofrancos Text (im Guardian) zu lesen: The rush to 'go electric' comes with a hidden cost: destructive lithium mining. Die Dreitausend Quadratkilometer große, Chilenische Salzwüste Atacama wird ausgebeutet und ausgetrocknet. Lebensgrundlagen verschwinden, weil der für 2040 geschätzte Lithium-Bedarf der Autoindustrie 42 mal größer als im Jahr 2020 sein wird. Schöne Aussichten. Wir ahnten es längst. Alles bleibt beim Alten. Das eine Übel wird  mit einem neuen kompensiert. Das nennt man übrigens gleichermaßen verlogen: Klimaneutralität. Da wird einem schlecht. Dieses Wort ist dehnbar wie das Deuser-Gymnastikband und umfasst disparate Interventionen. Vor 50 Jahren zur Einführung der Atom-Energie wurde übrigens ähnlich argumentiert: alles prächtig, einfach & sauber

Dabei wäre es wirklich einfach gegangen. Kleine, sparsame Autos wären nur noch produziert worden. Kein Kunststück, aber ein politischer Kraftakt. Kein Billionen-teurer Austausch der Fahrzeuge, keine kostspielige neue Infrastruktur. Stattdessen wären die Radien unserer Bewegungen enger gezogen  und verlagert worden auf öffentliche Verkehrsmittel. Wir hätten uns allerdings anders bewegen/anders fantasieren müssen. Die Transformation der Energie-Erzeugung wäre langsam, in Abstimmung mit der EU, vollzogen worden; die Atom-Energie wäre allmählich im  synchronisierten Ausbau der so genannten Erneuerbaren aufgegeben und die Autoindustrie verpflichtet worden, ihre Gewinne mit kleinen Brötchen zu backen. Aber die Gewinne mussten gleich groß (wenn nicht größer - Klimaschutz schafft richtigen Wohlstand), die Karossen mussten gleich wuchtig sein; es sollte weitergehen wie bisher: das Paradoxon des Klimaschutzes auf vier Rädern. Alles neu macht der Mai. Leider nein. Die Natur folgt der Evolution ihrer Systembedingungen. Die Erderwärmung balanciert sie aus. Nur wir kommen aus dem Gleichgewicht. Wie die anderen Lebewesen das empfinden, erfahren wir nicht.

 

  

  


Freitag, 11. Juni 2021

60 Jahre Panorama des NDR - die eine verpasste Frage am 10.6.2021 in der A.R.D.

Vor den Tagesthemen, am 10.6.2021, um 22.00 Uhr wurden 60 Jahre Panorama in 30 Minuten bilanziert. Das war wenig, aber auch genug. Mit Panorama bürstete die Redaktion des N.D.R. (früher dienstags, heute donnerstags alle drei Wochen) in den 60er Jahren die bundesdeutsche Politik gegen den Strich. Die Moderatoren waren meine Ritter der öffentlichen Diskussion mit  Fanfaren und Paukenschlägen. Das ging beispielsweise so:  "Nun wollen wir uns noch ein wenig mit der Bundesregierung anlegen", kündigte Gert von Paczensky seinen Nachtisch an. Das war doch Klasse. Die Herren der Regierungen schimpften häufig mächtig. Heute knirschen sie eher mit den Zähnen.

Heute ist die (immer umstrittene) Pressefreiheit, der Auftrag unseres öffentlich-rechtlichen Rundfunks, von Hugh Greene nach dem Vorbild der stattlichen British Broadcasting Corporation etabliert, das Thema der Sendung. Heute hatte die Redaktion von Panorama einen glänzenden Einfall. Anja Reschke, die Moderatorin der Sendung, suchte Ludwig Briehl zu Hause auf. Er hatte ihr eine unfreundliche elektronische Post geschrieben und ihr eine "intellektuelle Minimalkonfiguration" bescheinigt, ohne sie zu erläutern. Musste Ludwig Briehl sich vor ihr und laufender Kamera verantworten und seine schlechte Zensur begründen?

Nein, Anja Reschke war nett. Ludwig Briehl, der studierte Hausbesitzer und Rentner, zögerte (schwankte zwischen Ernst und Unernst), dann legte er mit Vergnügen los, ließ seinen Blick im Wohnzummer schweifen und breitete sich aus:

"Wenn wir uns mal das Haus anschauen - was davon hat eine Frau gemacht? Die Mauern, die Fenster? Wenn Sie rausschauen auf die Straße: Gas, Wasser - was davon hat eine Frau gemacht?"

Anja Reschke: "Frauen leisten nicht genug?"

Ludwig Briehl: "Schiffe? Bauen Frauen Schiffe? Windkrafträder: wer baut die auf? Wer stellt die Masten? . Wer hängt die Rotoren dran? Wer macht die Motoren dran? Machen das Frauen?

Anja Reschke: "Und warum machen es die Frauen nicht?

Ludwig Briehl: "Weiß ich nicht. Entscheiden tun die Frauen. Ist doch auch Ihre Entscheidung, hier zu sitzen und nicht die Autos zu reparieren. Da brechen einem halt die Fingernägel ab. Es sind doch die Frauen, die sich aus ganz weiten Teilen des Lebens heraushalten".

Anja Reschke widerspricht nicht. Sie rechtfertigt sich erstaunlich defensiv: "Ich versuche herauszufinden, was Sie aufregt".

Diese Frage ist vergebene Liebesmüh' - Ludwig Briehl kennt die Antwort nicht; sein lebensgeschichtlich gewachsenes und gründlich gepflegtes Vorurteil ist zu seiner Wahrheit geworden. Anja Reschke hätte mutig diese persönliche Frage stellen können:

Und was ist mit Ihrer Mutter? Die hat sie geboren!

 

   

Mittwoch, 9. Juni 2021

Was macht man mit den erfolgreichen Mitgliedern der AhhEffDee bei der Wahlberichterstattung der A.R.D. am 6.6.2021?

Am Sonntagabend der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt (6.6.2021) holperte die sogenannte Wahlberichterstattung  der A.R.D. ganz schön über die Runden. Der sonst so geölten Regie der Sendung missglückten die Umschaltungen. Der Ton hallte als mehrfaches Echo durch die Studios. Die Moderatoren versprachen sich und verhunzten die Eigennamen hier & da. Der Eiertanz bei der Befragung der Repräsentanten der AfD, die zweistärkste Partei (hinter der Union), stammte aus dem Repertoire der sieben Jahrzehnte alten bundesdeutschen Akrobatik gleichzeitiger Inklusion und Exklusion. Die Leute von der AfD wurden geschnitten und kamen als Letzte dran - gewissermaßen am Katzentisch des Interviews - und damit dennoch zu Wort. Früher diente der Platz am Katzentisch dazu, unwillkomene (verachtete) Gäste so zu kränken, dass sie verstummten. Diese großbürgerliche Strategie funktionierte schon im vorigen Jahrhundert Anfang der 30er nicht. Dass sie heute noch bemüht wird, deutet an, dass das Projekt der Vergangenheitsbewältigung nicht geglückt ist. Die Erinnerung an die Tischmanieren -  gedämpfter Tonfall und ohne Hass im Herzen - , woran unsere Kanzlerin hin & wieder in ihrer Weisheit als promovierte Physikerin gemahnt, ist zu wenig. 

Ausschließen geht nicht. Das Grundgesetz verbietet die Kränkung der beschämenden Exklusion. Wahlen zählen; sie sind ein institutionalisiertes Recht; ihre Resultate müssen respektiert werden. Wer ins Parlament gewählt wird: gehört dazu. Er oder sie sitzt dort rechtmäßig und kann sich beteiligen. Wie, diskutieren die Mitglieder des Parlaments. Die Mitglieder des Parlaments sollten sich an das Prinzip der Fairness halten. Das Prinzip der höflichen, beharrlichen und unaufgeregten Zivilisiertheit sollte im Umgang gelten; wer wohlwollend und höflich behandelt wird, wird auf die Dauer nicht anders als wohlwollend und höflich reagieren. Kränken hilft nicht. Man muss sich Zeit geben.  Um eine ernsthafte und redliche Auseinandersetzung über die Substanz und Relevanz der konkurrierenden Auffassungen werden die Mitglieder der Parlamente nicht herumkommen. Um eine Form der Kooperation wird man nicht herumkommen. Exklusion ist kein politisches Prinzip und funktioniert nicht. Man muss sehen, was die einzelnen Mitglieder auf der Pfanne haben: was sie können. Man muss sich beim Wort nehmen und gegenseitig das Ausmaß und die Qualität der Realisierung des demokratischen Auftrags nüchtern (ohne Vorhaltungen) prüfen. Die Mitglieder der Alternative für Deutschland behaupten, die einzige Opposition zu sein. Wäre es nicht an der Zeit, diese Behauptung im Parlament endlich systematisch und regelmäßig zu prüfen?