Freitag, 15. April 2011

Was wir sagen, was wir tun

Die Sozialwissenschaftler, die Befragungsstudien konzipieren, ringen mit dem Problem, dass die Leute, nach ihrem künftigen Handeln befragt, Auskünfte geben, nach denen sie nicht handeln. Sagen und Tun sind zweierlei. Häufig erheben Befragungsstudien die guten Vorsätze, die, wie wir wissen, die üblichen Versprechen an eine entfernte Mutter-Figur sind, der Selbst-Beruhigung dienen und nicht eingehalten werden. Häufig wissen die Befragten auch gar nicht, wie sie handeln werden - so gut kennen wir uns gar nicht. Jetzt sind Befunde auf den Tisch der  Öffentlichkeit gekommen, die besagen, dass Ärzte und Ärztinnen für ihre eigene Gesundheit nicht das veranlassen, was sie ihren Patientinnen und Patienten empfehlen zu veranlassen. Die SZ vom Dienstag, dem 12.4.2011, machte auf ihrer ersten Seite diesen Befund mit der Überschrift auf: Schlechtes Vorbild Arzt.

Nein, könnte man sagen: Gutes Vorbild Arzt. Denn dieser Mediziner ist für sich selbst vorsichtig und unternimmt nicht alles, was die Branche empfiehlt - so könnte man doch dessen Verhalten verstehen. Er selbst hält sich aus dem Geschäft heraus. Er ist nicht ohne weiteres Kunde. Er lässt sich sich von dem medizinischen Angst-Management, das den unverfänglichen Namen Vorsorge trägt, nicht einfangen und nicht treiben. Er lebt mehr in den Momenten der Gegenwart und nicht so im Ausfantasieren der künftigen späten Jahre, in denen er in blendender Kondition nachholt, was ihm bis dahin nicht gelang. Man müsste genau überprüfen, was Mediziner für sich selbst tun. Vielleicht enthält ihr Selbst-Management ausreichend vernünftige Handlungen, mit deren Auflistung sich die Kosten unseres Gesundheitssystems schlagartig reduzieren ließen.

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