Donnerstag, 14. September 2017

Das Fernsehen und seine Inszenierung des Politischen: Angela Merkel und Martin Schulz

Die Fernseh-Inszenierung der Aufgeregtheit heißt: Duell.  Aber einen Wettkampf zwischen der Parteivorsitzenden und dem Parteivorsitzenden gibt es nicht: sie ist Bundeskanzlerin, er war Präsident des Europäischen Parlaments. Die vergnügliche Fantasie vom Wettkampf ist unangemessen. Es ging am Sonntag, dem 3.9.2017, um die Frage, wer welche politische Substanz repräsentiert. Die Frage wurde nicht geklärt. Die vier Journalistinnen und Journalisten waren lahme Stichwortgeber und konfrontierten Angela Merkel und Martin Schulz ungenügend. Die erste Frage stellten sie Martin Schulz; er hatte die Kanzlerin mit der These kritisiert, sie würde (sinngemäß) unsere Demokratie zerstören. Angela Merkel damit zu konfrontieren wäre vielleicht aufschlussreich gewesen: hinsichtlich ihrer alternativlosen (konzeptionslosen) Politik im Dienste des Machterhalts, die sich gewissermaßen von selbst, ohne parlamentarische Diskussionen ergibt. Die  Journalisten trauten sich nicht. Sie schützten unsere Kanzlerin. Sie waren schlecht vorbreitet. Der Fernsehabend, mit großem Tamtam angekündigt und beendet, war eine Veranstaltung der ängstlichen Vermeidung. So werden politische Prozesse entwertet, verachtet und dem hämischen Vergnügen überlassen.

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