Freitag, 13. Januar 2023

Bliersbachs Einsprüche - der Autor ist zurück und fädelt sich ein im "Winter of my discontent"

The winter of my discontent ist die von William Shakespeare gelungene Wort-Schöpfung (für Richard III) einer mühsam in Schach gehaltenen Verzweiflung. Jetzt, Anfang 2023, ist es stürmisch & naß; der Winter ist nicht winterlich und tut nicht, was er soll. Der Rückzug in die warmen eigenen vier Wände wäre das Richtige. Aber das kann sich die Mehrheit der Leute in einer Gesellschaft nicht leisten: wir müssen raus, um unsere Leben zu bestreiten. Wir sitzen, ohne es zu sehen, im Freien. Lützerath, dieses von seinen Bewohnern verlassene, von der Öffentlichkeit belagerte, rheinische Dorf, ist das Bild für unsere republikanische Existenz: die Verzweiflung der Hilflosigkeit bahnt sich ihren Weg ins Nirgendwo. Draußen ist es unwirtlich; drinnen ist es unheimlich, ob die eigenen vier Wände uns genügend schützen & wärmen. In der Ukraine leben die Leute vorwiegend draußen - leidlich oder gar nicht geschützt vor den ständigen Bombardierungen, mit denen die mächtige, aber konfuse, hilflos drohende russische Regierung ihrer Grausamkeit folgt. Unsere Regierung tut sich schwer, dem Morden mit großzügigen Lieferungen funktionierender Waffensysteme entgegen zu treten.    

Wir schlittern durch die Gegenwart. Angela Merkel kam neulich (am 8.12.2022) mit der Aussage (in der ZEIT) ein weiteres Mal durch: "Auch wir hätten schneller auf die Aggressivität Russlands reagieren müssen". Sie machte es sich einfach. Sie gab, wie so oft, unvollständig Auskunft über das, was sie liegen ließ. Jetzt ächzt die gegenwärtige Regierung unter der enormen Last des Realitätsgeschäfts - die Frage ihrer Wiederwahl steht buchstäblich in den Sternen. Zur Schadenfreude besteht kein Anlass. Sie ist nicht zu beneiden. Ich hoffe, sie hält durch.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen