Freitag, 7. Juni 2024

Ist es in Ordnung, wenn ein Verwandter des Mörders sich bei der Beerdigung des Opfers unter die Trauergemeinde mischt?

Wie war das jetzt in der französischen Normandie am 6. Juni 2024, achtzig Jahre nach der  enormen Anstrengung der allierten Soldaten der vier Länder Frankreichs, Großbritanniens, Kanadas und der U.S.A., die deutschen Usurpatoren zurückzudrängen?

"Zum 80.Jahrestag stellt sich auch die Frage nicht mehr, ob der Bundeskanzler seinen Platz unter den ehemaligen westlichen Siegermächten hat. Olaf Scholz' Präsenz ist so selbstverständlich, dass Präsident Macron ihn nicht in einer eigenen Zeremonie würdigt", schreibt Michaela Wiegel in ihrem Text mit dem Titel "Einst Hitler, heute Putin" (F.A.Z. am 7.6.2024, S. 3, Nr. 130).  Ist die Anwesenheit des Bundeskanzlers selbstverständlich? Die Verschiebung - Putin in die Gegenwart der Ansprachen, Hitler in den Subtext der Ansprachen - ist (politische) Freundlichkeitstaktik, die es dem deutschen Bundeskanzler (und uns natürlich) nicht schwer machen soll. Sie ist nicht selbstverständlich. Das riesige, unendliche Leid, von Deutschen zugefügt, ist nicht vergessen und wird nie vergessen. In der BBC-Serie Fawlty Towers (der 70er Jahre) instruiert Basil Fawlty (John Cleese) seine Angestellten für den Umgang mit den westdeutschen Gästen: Don't mention the war! Don't mention the war! Natürlich kommt der Krieg der deutschen Regierung  zur Sprache - übrigens zur Empörung der westdeutschen Gäste. Olaf Scholz hätte sich nicht mit dem Schweigen abfinden müssen; er hätte etwas sagen können zur deutschen Scham und zum deutschen Dank. Er blieb auf Basil Fawltys Linie und folgte dessen Verachtung und verpasste die Chance, etwas zur schwierigen bundesdeutschen Identität zu sagen. 


(Überarbeitung: 24.6.2024)

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