Montag, 2. September 2013

Der Talk und die Quote

Gestern Abend fand nach und mit viel Getöse der Wettbewerb zwischen Angela Merkel und Per Steinbrück statt. Vorher und Nachher wurden mit demoskopischen Verfahren die Einschätzungen des Verlaufs und des Ausgangs verglichen. Ergebnis - großzügig ausgelegt: unentschieden. Peer Steinbrück holte auf in der Publikums-Gunst, und die Bundeskanzlerin hielt ihre Position. Sie operierte mit dem Modus der Umarmung, er mit dem Modus der Differenzierung; der Hase lief, die Igelin wartete. Das konnte sich sehen lassen; beide hielten ihr Niveau und unterschlugen nicht die Komplexität ihrer Aufgaben. Beide behandelten sich wohlwollend - kollegial. Beide warben für die res publica.

Dagegen waren die vier TV-Repräsentanten eine Katastrophe. Sie waren mit der Aufregung um ihre Sendung zufrieden. Die beiden öffentlich-rechtlichen und die beiden privat-rechtlichen Sender zapften gemeinsam an der Publikumsaufregung. Anders als Angela Merkel und Peer Steinbrück waren sie schlecht vorbereitet, häuften Klischees auf Klischees, die Komplexität der Politik waren ihnen ein Graus. Man sah den Unterschied zwischen denen, die die politische Realität von innen kannten, und denen, die sich mit einer raschen Zeitungslektüre begnügten: Fernseh-Journalismus at its worst. Dafür zahlen wir (meine Frau und ich) im Quartal zweimal € 17 und noch etwas. Wenn Fernseh-Journalisten die Kolleginnen und Kollegen von den Zeitungen abkupfern, wozu brauchen wir sie dann noch? Nur Günter Jauch hielt dagegen und wollte etwas wissen.       

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