Montag, 2. Oktober 2017

"Ab morgen kriegen sie (Sie) in die Fresse" - kriegt Franz Müntefering auch was ab?

Andrea Nahles wurde letzte Woche nach ihrer Wahl zur Fraktionsvorsitzenden auf einem Flur nach ihrem letzten Arbeitstag oder ihrer letzten Arbeitsstunde in der großen Koalition gefragt. Ja, sagte sie, etwas Wehmut schon. Dann schob sie nach: "Ab morgen kriegen sie (Sie)  in die Fresse". Offenbar, so wurde der Satz verstanden, war er an die zurückgebliebenen Kolleginnen und Kollegen in ihrem Rücken adressiert worden - so wird er jedenfalls von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (28.9.2017, S. 2, Nr. 226) zitiert. Andrea Nahles lachte breit in die Kamera - ein rabaukiges Weglachen. Jetzt geht's ans Holzhacken, verspricht sie.

Ihr Bild vom Schlag in die Fresse ist rauflustige Jugendsprache. In Köln sagten wir noch vor der Androhung dieses Schlages: "Du hast ein Gesicht wie ein Feuermelder..." Atmet die SPD-Fraktion nach der Zeit der Anpassung an die Politik der großen Koalition tief durch? Sieht so aus. Ja-Sagen aus Koalitionsräson ist unerfreulich - bestes Beispiel: die Zustimmung zum Maut-Kokolores - und ist ärgerlich und lähmt. Franz Mütefering hatte mit seiner Unsinns-Formel Opposition ist Mist zum Verbiegen aufgefordert. Jetzt können sich die SPD-Leute bedanken und gründlich nachdenken, welche vernünftige Politik sie machen wollen. Andererseits, anderersseits: warum haben sie so mitgespielt und sich, wenn die Vermutung denn stimmt, verbiegen lassen und so spät Auskunft über ihren Kotau gegeben?

Die (leise) klagenden Opfer der großen Koalition. Wo ist die Stimme der SPD-Leute geblieben? Was geschah nach der Kandidatur von Martin Schulz? Er war mit einer anderen Stimme aufgetreten. Wurde er dann zurückgepfiffen? Weil der Angriff auf Angela Merkel - sie zerstöre die Demokratie - zu stark war? Weil die SPD-Leute sich nicht zu sagen trauten: Wir haben uns geirrt mit Franz Müntefering und mit der Koalition mit der Union? Hoffentlich werden sie jetzt mutig. 

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