Freitag, 8. Dezember 2017

Die A.R.D. in Hochform: "Bimbes" von Stephan Lamby und Egmont R. Koch

Bimbes ist der Titel des Dokumentarfilms von Stephan Lamby und Egmont R. Koch in der Zusammenarbeit mit dem SPIEGEL. Der Film wurde am 4.12. dieses Jahres ausgestrahlt - reichlich spät nach den Tagesthemen: gewissermaßen vorm großen Publikum versteckt. Nicht ganz; denn er ist bis zum 4.12.2018 in der Mediathek des Sender-Verbundes zu sehen.

Bimbes war Helmut Kohls Lieblingsvokabel für Geld. Bimbes beschreibt, wie der frühere Bundeskanzler mit dem Geld umging, wie er es seinen Leuten zusteckte aus Macht-Erhalt und um sie bei Laune zu halten. Bimbes klärt auf, wie das mit den vermeintlichen Spendern war, denen Helmut Kohl sein Ehrenwort gegeben hatte, ihren Namen nicht zu nennen. Die Sache mit dem Ehrenwort war kitschig und roch nach Betrug - wir kennen die treuzherzige Beteuerung mit dem Ehrenwort - , aber er war nicht nachzuweisen oder er wurde nicht hartnäckig und mutig genug recherchiert.

Jetzt wissen wir: es gab keine Spender, es gab ein Spender-System so genannter schwarzer Kassen, aus denen der Bundeskanzler sich bedienen konnte, wenn er Geld brauchte. Die schwarzen Kassen entstanden durch Steuerbetrug und wurden mit Geldwäsche gefüllt. Sie enthielten enorme Summen - weit mehr als die kleine Millionen-Summe, die Helmut Kohl im Untersuchungsausschuß erlog. Massiver, strafbarer Betrug; enorme Korruption - die damals vom mächtigen Manager des Flick-Konzerns, Eberhard von Brauchitsch, und von einer Reihe anderer Leute betrieben und vom Bundeskanzler dankbar quittiert und so lange geschützt wurde, so lange Helmut Kohl sich als Saubermann behaupten konnte.  Eberhard von Brauchitsch nannte dies "Landschaftspflege". War lustig - war aber nicht lustig. Ein Lehrstück für: wie man die Öffentlichkeit mächtig belügt und die Staatsform zerstört.

Und nun? Unser großer Kanzler war korrupt. Wo ist der Aufschrei? Wo die Korrektur der Tränen-reichen Bekenntnisse zum Tod des großen Staatsmanns? Es ist - nun habe ich kein Überblick über die Beiträge zur öffentlichen Diskussion - so still.  Jedenfalls berichtet die Zeitung für die klugen Köpfe in ihrem Medienteil des Feuilletons darüber - keine Schlagzeile auf der ersten Seite. Dabei trifft die Kohlsche und die von Brauchitsch'sche Korruption ins Zentrum unseres Demokratie-Verständnisses. Die Zeitung für Deutschland müsste ihre Lobeshymnen korrigieren.

Keine Diskussion wert? Wolfgang Schäuble, dazu im Film befragt, winkte ab: ihm sei's egal. Ist das die angemessene Haltung eines Bundestagspräsidenten? Nein. Wolfgang Schäuble hat etwas nicht verstanden. Nicht verstanden hat auch von Brauchitsch, dass gegen ihn unsere Rechtsmittel eingesetzt wurden. Er wird auch im Film befragt. Man kann ihn sehen: den schwer kranken Eliten-Herrenmenschen ohne Reue, aber mit Empörung, dass man ihn... einem Strafverfahren aussetzte und verurteilte. Er gab sich noch immer als der Herr, der sich über dem Gesetz wähnte. 

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