Mittwoch, 29. Mai 2019

Don't jump a queue! Lektüre eines Journalismus (88)

Der schlimmste Fehltritt im englischen Alltag ist (meiner Erfahrung nach): das soziale Gefüge der Wartenden zu missachten und sich in einer Schlange vorzudrängeln. Man wird sofort zurückgepfiffen. Demütiges Anstellen und Aushalten der letzten Position sind zu empfehlen. Gestern  (28.5.2019) las ich in der Zeitung für die vorsichtigen Köpfe (S. 15) diese Überschrift: "SPD prescht plötzlich mit Klimaschutzgesetz vor".

Das Verbum vorpreschen zu gebrauchen, ist ein journalistischer Kotau. Hier wird unserer Bundesumweltministerin Svenja Schulze (von der SPD) der Vorwurf gemacht, sich nicht an den Regierungskonsens des lähmenden, beschwichtigenden Ja-Aber derjenigen zu halten, die an der Spitze der Schlange stehen: die Truppe der Meisterin des Verschleppens - der Bundeskanzlerin. Die Zeit drängt. Wer bringt diese Truppe ans Laufen? Wer traut sich zu sagen, dass das so genannte Klimaschutzgesetz ein einlullender Euphemismus ist?

Zum Schützen ist es zu spät. Das hätte in den 70er Jahren geschehen müssen. Jetzt geht es nur um die Milderung der Folgen. Da kann man nicht genug vorpreschen. Das Tempo der Veränderung muss erhöht werden. Es geht um ein gründliches Nachdenken und Diskutieren einer zügigen Revision unserer Lebensformen. Unsere aufwendigen Bewegungsformen müssen drastisch reduziert werden.

Dafür vorzupreschen, kann man offenbar von der Zeitung für die nachsichtigen Köpfe schlecht erwarten: sie hängt fest im Geschäft der Propagierung aufwendiger Bewegungsformen - siehe die große Doppelseite der BMW-Werbung für den The 8 - ein Riesen-Cabriolet (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 26.5.2019, S. 6 + 7).  


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