Donnerstag, 4. Juli 2019

Neues von den Hütern der Heiligen Kuh: einer hat gedichtet, gewarnt und wurde nicht gehört (87): Dichten statt Whistleblowing

Jetzt kann man das seit einiger Zeit in unserer Öffentichkeit kursierende, komplette Gedicht eines Audi-Mannes - oder war es eine Audi-Frau? - im Feuilleton-Teil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (4.7.2019, S.9) nachlesen. Es soll aus dem Jahr 2004 stammen. Die Poetin oder der Poet hatte den Goetheschen Erlkönig als Vorlage genommen. Beschrieben werden die Nöte - die Gewissensbisse, die Schuldgefühle und Beunruhigungen - der Leute, die die betrügerische Software entwickelten, davon wussten und sich mit den befürchteten Folgen herumschlugen. Wie wir wissen, realisiert der durch die Nacht reitende Vater am Ende die Vergeblichkeit seiner Anstregung: sein Kind starb während des Ritts.

1. Das Gedicht belegt die seit 2015 begründete Vermutung heftiger Auseinandersetzungen im Konzern (s. meine auf das Eingeständnis des massiven Betrugs folgenden Blogs).
2. Eine Reihe von Leuten dürften vom Plan und von der Realisierung der massiven, strafrechtlich relevanten Betrugsabsicht gewusst haben.
3. Eine Reihe von Leuten schätzte die katastrophalen Folgen offenbar richtig ein.
4. Sie wurden systematisch bestritten und  vernebelt von den obersten Hütern der Unwahrheit, denen bis heute in unserer Öffentlichkeit der rote Teppich ausgerollt wird.
5. Das Gedicht belegt die Vermutung einer von den obersten Hütern der Unwahrheit zäh verteidigte Kultur der Korruption, der Arroganz, der Verachtung und der Dummheit.
6. Bleibt die Frage, ob und wie diese Leute sich einstellen können auf eine neue Realität anderer, reduzierter individueller Mobilität und und ob und wie sie sich verabschieden können von der imperialistischen, mit dem Konzept des (vermeintlich notwendigen) grandiosen Wachstums unterfütterten Fantasie der Produktion von Millionen einzelner Kutschen. Mit einem Wort: inwieweit können wir ihnen unsere Gegenwart anvertrauen?       

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