Donnerstag, 17. September 2020

ZDF, 15.9.2020 um 20.15 Uhr: "Donald Trump - der unterschätzte Präsident"

Fünfundvierzig Minuten schräger Trost aus Mainz. Eine buchstäblich tolle Sendung mit einem tollen Titel. Sigmar Gabriel tauchte als einziger bundesdeutscher Zeuge auf, der kundtat: erratisch (seine Vokabel) sei die Politik des U.S.-Präsidenten nicht, er rede nicht nur, sondern handele. Wenn das kein Lob war. Die als Zeugen und künftige Wähler des Präsidenten aufgebotenen U.S.-Amerikaner aus den mittleren Bundesländern sehen das ähnlich: Verträge hat er kassiert, neue geschlossen, Abkommen gekündigt, die Wirtschaft beschleunigt, den Supreme Court konservativ besetzt, die Welt irgendwie aufgemischt - er hat, wie das so schön heißt, bis auf die Grenzmauer zu Mexiko, geliefert. Von wegen. Geliefert hat er die demokratische Destruktion und ein psychosoziales Disaster. Davon ist nicht die Rede. Autoren sind: Stefan Wiesen (Wort) und Jürgen Rehberg (Bild). Ihr Dokumentarfilm wirkt wie ein manövrierunfähig gewordenes Boot, in das unglücklicherweise zuviel Wasser hineingeschwappt ist. Das Wasser ist die katastrophale Leugnung der von Donald John Trump getriebenen U.S.-Regierung,  die zu spät realisiert hat, dass eine Pandemie eine Pandemie ist, die Erderwärmung gewaltig zunimmt und Fachleute etwas zu sagen haben. Stefan Wiesen und Jürgen Rehberg wollten offenbar ihr Publikum einstimmen auf die Wiederwahl des U.S.Präsidenten mit dem bekannten Klapser: So schlimm wird's nicht werden.

 An einer  Stelle des Films habe ich aufgemerkt. 2011 gab es eine Veranstaltung, auf der Barack Obama sprach und Donald John Trump anwesend war. Barack Obama ging ihn - wie die U.S.Amerikaner das häufig ziemlich robust tun - mit einem sehr spöttischen Humor an und demütigte ihn zum Vergnügen vieler Anwesenden. Donald Trump, war aus der Entfernung zu beobachten, blieb freundlich und machte, wie wir das sagen: Gute Miene zum bösen Spiel.  Er machte keine Gegen-Bemerkung. Er wehrte sich nicht. Das fand ich erstaunlich.  Auch einem Präsidenten kann man widersprechen, wenn man so adressiert wird. Sollte Donald John Trump, wenn er bei seiner Abwahl im November nicht mehr über Macht und Status seines Amtes verfügt, einfach einknicken, ohne zu wüten, wie es befürchtet wird? Ein Bulldozer ohne Sprit und Schaufel?  Bullies sind ängstlich, muss man wissen; sie erwarten, dass jemand schrecklich über sie herfällt -  weshalb sie einschüchternd auftreten. Wir werden sehen.


(Überarbeitung: 20.9.2020)

   

 

 

 

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