Donnerstag, 28. Oktober 2021

Lead (not Love) is in the Air

1. Der FC Bayern München verliert gegen Borussia Mönchengladbach mit Null zu Fünf. Ich sah nur die zweite Halbzeit. Die Münchener Spieler wurden von den Mönchengladbacher Spielern überrannt; sie waren zu langsam, zu schwerfällig, zu wenig entschlossen. Sie spielten, als hätten sie Bleiwesten getragen.

2.  Die Welle der Delta-Pandemie rollt heran. Schwerfällig und kurzsichtig reagieren die Regierungen der Republik: Impfzentren werden geschlossen, die Impfungen sind nicht mehr kostenlos, das Ende der endemischen Orientierung wird deklariert, in NRW können die Schülerinnen & Schüler ihre Masken absetzen, der Impfschutz nimmt möglicherweise ab. Die Lage wird (wieder) prekär: Die Inzidenzen steigen, die Zahl der mit Covid-Erkrankten belegten Krankenhausbetten nimmt zu  - aber es ist in der öffentlichen Diskussion seltsam still. Als ob die Gefahr der Pandemie nur wenig interessiert.

3. Die neue Koalition der Bundesregierung formiert sich vergleichsweise geräuschlos - noch. Das Haar in  der Suppe wird nicht gefunden. Konflikt-Möglichkeiten werden abgeklopft. Die öffentliche Diskussion wirkt sauertöpfisch - bis auf die Freude der neuen jungen Bundestagsabgeordneten.

4. Die Frage unserer Energie-Versorgung wird schwunglos, unpräzis diskutiert. Wo stehen wir? Was haben wir erreicht? Was müssen wir erreichen? Eine Antwort wirkt reichlich abstrakt und ungefähr: wir brauchen zwei Prozent unserer Landesfläche für die Windräder. Die neue Regierung will sie zur Verfügung stellen. Wie zügig? Wann? Und dann kommt durch den Nebeneingang der öffentlichen Diskussion die nukleare Energie-Versorgung aufs Tapet - mittels französischen Imports und prononcierter Leserbriefe in der Frankfurter Zeitung. Wie das? Ist sie nun out (Energie-Wende! Energie-Wende!) oder in? Unsere noch geschäftsführende Kanzlerin und ihre Mannschaft schweigen. Als ob sie den Nebenausgang suchen.

5. Angela Merkel lässt sich auf ihren Auslandsreisen angesichts des Endes ihrer Amtsführung für ihre letzten Auftritte feiern. Und hier bei uns? Der Bundespräsident hat sein sehr gut schon verteilt. Das war's? Die kritische Bilanz steht an als eine Form der Trennung. Soll sie bleiben? Lieber eine immobile Kanzlerin als eine beherzte Veränderung?

Blei als Stimmungslage ist schlecht: die brütende Immobilität der Sprachlosigkeit. Unerklärlich, sagte gestern Abend der Münchener Sportdirektor zur Pokal-Niederlage des FC Bayern, unerklärlich. Natürlich hatte er eine Idee, eine Vermutung. Er mogelte sich mit seinem Verschweigen durch. So kommt man nicht weiter. Die mutlose, verdruckste Sprachlosigkeit hier & dort ist kein gutes Zeichen. Die Gegenwart lähmt. Von der Zukunft ganz zu schweigen. 


(Überarbeitung: 29.10.2021)

 


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