Mittwoch, 10. November 2021

Unbarmherzige öffentliche Schadenfreude: die Grünen kriegen's in den Koalitionsverhandlungen nicht hin...sie haben sich verhoben...(Journalismus-Lektüre 101. Beobachtung der Beobachter)

"Im Fahrwasser der Machtpolitik", überschreiben Helene Bubrowski und Rüdiger Soldt ihren Text vom Eindruck einer grünen Unzufriedenheit: "Unter Grünen wird die Kritik an den Koalitionspartnern lauter" (F.A.Z. vom 9.11.2021, S. 2). Es war klar, dass es schwer werden würde. Jetzt feixen manche journalistische Beobachter - Annalena Baerbock hatte in einem Brief an die Umweltverbände um öffentliche Hilfe gebeten und sich dabei, wie wir umgangsprachlich genau sagen, eine Blöße gegeben.  Der Brief, so Helene Bubrowski und Rüdiger Soldt, machte einen schlechten Eindruck. "Doch die Grünen wirken dabei etwas hilflos; sie bekräftigen so das Narrativ, sich gegen die beiden anderen Parteien nicht durchsetzen zu können", schreiben Helene Bubrowski und Rüdiger Soldt.

Das Narrativ,  ein hübsches Passpartout-Wort für viele Kontexte, ist auch das Verdeck-Wort für die öffentliche, medial beförderte Einstimmung auf ein ambivalentes, voyeuristisches Klatsch-Interesse, das mit dem Scheitern der Verhandlungen flirtet. Da hört der Spaß auf. Es geht nicht um eine fröhlich vermittelte Erzählung im Kleid journalistischer Besorgnis, sondern um die Verabredung einer existenziellen, uns alle betreffenden, dringlichen Politik. Fürs Klatschen haben wir keine Zeit.

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