Mittwoch, 22. Juni 2022

Klischees verrühren: der Streik der britischen Transportgewerkschaft (Journalismus-Lektüre: Beobachtung der Beobachter 102)

 Heute Morgen lese ich in der F.A.Z. : "Böse Erinnerungen" - Überschrift des Kommentars auf Seite 15 (22..6.2022). Woran? Der Autor Philip Plickert schreibt: "Der große Bahnstreik, der derzeit halb Großbritannien lahm legt, weckt auf der Insel böse Erinnerungen an das Chaos in den Siebzigerjahren, als militante Gewerkschaften versuchten, ihre Forderunge durchzusetzen". Die National Union of Rail, Maritime and Transport Workers (RMT) hat zum Streik aufgerufen.

Der Autor ist nicht auf der Seite der Streikenden. Böse Erinnerungen ist der Bluff eines Journalisten, der sich gar nicht erinnern kann: er wurde am 24.9.1979 geboren, weswegen er sich an die 70er Jahre nicht erinnern kann. Wessen Erinnerungen meint er? Sagt er nicht. Er sagt in bestem Journalisten-Schreib': auf der Insel. In der zweiten Hälfte der 70er lebte ich in North Yorkshire. North Yorkshire ist nicht London. Ich erinnere mich: Kurz vor 20.00 Uhr musste eine kleine Auktion beendet werden - ein Haushalt wurde versteigert - , weil der Strom abgeschaltet wurde. Keiner murrte. Keiner protestierte. Es ging ganz fröhlich zu. Ich hatte den Eindruck: diese Art von Abwechslung war willkommen. Diese Leute waren auf der Seite der Streikenden. Es war auch die Zeit der Drei-Tage-Woche: so lange wurde gearbeitet. Hinterher wurde hier & da berichtet: in diesen drei Tagen wurde so effektiv gearbeitet wie zuvor in fünf Tagen. Großes Hallo in der Presse. Die Franzosen sollten sich diese Studien besorgen. Und Philip Plickert sollte die Klappe halten und sich nicht von Ferne (über den Umweg von GB)  einmischen in den Streik unserer Leute von den Universitätskliniken.    

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