Freitag, 18. April 2014

Jauch und BILD

Manchmal reibe ich mir beim Fernsehen die Augen. Letzten Sonntag, den 13.4.2014, wurde in Günther Jauchs Rederunde das öffentlich ausgebeutete Klatsch-Interesse am Beispiel des schwer kranken, (vielleicht) langsam genesenden Michael Schumacher diskutiert. Anwesend waren: Sabine Kehm, die Beraterin von Michael Schumacher, Dominik Höch, der Anwalt für die Opfer des öffentlichen Klatschens, Rolf Hellgard, Partnerin der Fernseh-Journalistin Monica Lierhaus, Hans Paul, der Fotograf, der das Material fürs Klatschen liefert - und Alfred Draxler, ein ehemaliger Chef bei der BILD-Zeitung. Wieso, dachte ich, ist dieser Mann salonfähig für eine journalistische Fernseh-Sendung? Gemach, sagte ich mir, so sind eben die Verhältnisse - neulich auf der Zugfahrt zur Leipziger Buchmesse schnappte ich das Lob einer Frau in den Dreißigern auf, die einem russischen Fahrgast von den gekonnten Verdichtungsleistungen der BILD-Redaktion vorschwärmte.
Nun ja.

Günther Jauch ließ also die Herren ihre moralischen Interessen vertreten. Er konfrontierte sie nicht mit seinem Fall. Er ließ Alfred Draxlers journalistisches Stolzieren durchgehen. Das konstatierte auch Katharina Riehl am Ende ihres Textes in der SZ (vom 15.4.2014, Nr. 88, S. 31); mehr tat sie nicht. Ich versuche, eine Antwort zu geben: 1. Günther Jauch schützte sich; verständlicherweise; so verstanden, empfahl er unausgesprochen, sich nicht mit diesen Journalisten anzulegen; möglicherweise fühlte er sich durch ein eigenes Verfahren gebunden; 2. bei den Rederrunden im Fernsehen erfahren wir nie: wer nicht eingeladen wurde, obwohl man ihn gern eingeladen hätte; wer eingeladen wurde, aber absagte; wer eingeladen wurde, aber sein Kommen mit  Bedingungen verknüpfte; 3. Rederunden sind - abgesehen von den nicht schlechten Honoraren - ein Geschäft auf Gegenseitigkeit: wenn du kommst, mache ich dir diese Zugeständnisse, gibt die Redaktion dem oder der zu verstehen, der oder die sich vor die Kamera traut; ohne Zusagen kommt der Gast nicht; was als Gespräch inszeniert wird, ist häufig ein in Grundzügen verabredeter Austausch.   

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