Sonntag, 16. Dezember 2018

Neues von den Hütern der Heiligen Kuh: sie jammern und jammern und jammern(80)

"Hatz auf die Autofahrer", überschrieb  am Freitag, dem 14.12.2018, Holger Steltzner seinen Kommentar auf der ersten Seite der F.A.Z. zum Einspruch des Gerichts der Europäischen Union gegen den sogenannten Durchführungsrechtsakt der EU-Kommission, für Autos der Norm 6 Übergangsregelungen einzuräumen - sie müssen jetzt gründlich ermittelt und festgelegt werden. Ja, und was ist?

Erst einmal gar nichts. Es muss weiter nachgedacht werden. Die Verwaltungen von Brüssel, Madrid und Paris haben schon entschieden: die Pforten zur Einfahrt in die Städte werden für den Autoverkehr geschlossen oder stark reguliert geöffnet. Die Pläne liegen griffbereit. Wird nun zur Hatz geblasen? Wir hatten die Treibjagd, jetzt haben wir die Hatz. Warum diese Vokabel der Verfolgung?

Hatz ist ein schwerer Vorwurf und soll von der eigenen Verantwortlichkeit entlasten. Holger Steltzner schreibt: "Was die Umweltaktivisten hoffen und jubeln lässt, wäre für die große Mehrheit eine Katastrophe. Die meisten sind auf das Auto angewiesen, sie haben den Versprechen der Hersteller geglaubt und Politikern vertraut, die der individuellen Mobilität das Wort redeten, gleichzeitig aber den Ausbau des öffentlichen Nachverkehrs auf die lange Bank schoben. Wem können die Autofahrer noch trauen? Was sollen Millionen Pendler tun?"

Erstaunlich, dass Holger Steltzner so kitschig argumentiert. Glauben & Trauen: ?  Seit wann sollen wir wie Kinder aufschauen und uns keine eigenen Gedanken machen? Seit den 1970er Jahren ist ziemlich klar: unsere Ressourcen gehen zur Neige.  Damals wurden tatsächlich kleine Autos gekauft. Diese Haltung wurde aber wenig später aufgegeben. Während andere Länder die freie Fahrt in einer Demokratie anders verstanden, legten wir erst richtig los. Seit den 1990er Jahren liegt die Literatur zur bedrohlichen Erderwärmung vor. Kann man seitdem noch unbeschwert ins Auto steigen? Und so fahren, wie man glaubt, fahren zu können? Seit Jahrzehnten werden andere Formen der Mobilität diskutiert. Seit Jahrtzehnten wird die Vorfahrt für das eigene Automobil verbissen behauptet. Holger Steltzner, der die Sorgen der Millionen Pendler im Blick zu haben vorgibt, ist der Propagandist des immobilen Status quo. Ob sich  nicht viele Sorgen der Millionen Pendler von einem vernünftig organisierten, großzügigen Öffentlichen Verkehr ausräumen lassen? Statt zu jammern sollten die Wege zur Arbeit präzise erforscht werden.

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