Donnerstag, 28. Februar 2019

Wie macht man einen guten Dokumentarfilm schlecht? (Lektüre des Journalismus - Beobachtung der Beobachter) (86)

Indem Dominic Egizzis Ausgebremst - der Überlebenskampf der Autobauer zum alten Eisen erklärt wird. ARTE hat den Dokumentarfilm am 26.2.2019 ausgestrahlt; bis Ende März kann er in der Mediathek des Senders abgerufen werden. Martin Gropp hat ihn in der Frankfurter Allgemeine Zeitung (vom 26.2.2019, S. 13, Nr. 48) mit den Schlagzeilen vorgestellt: Szenen aus dem Altreifen-Lager. Abgefahren: Eine Arte-Dokumentation zum Zustand der Autobranche will zu viel und wirkt dabei recht gestrig. In einem Wort, Martin Gropp übersetzt: muß man nicht einschalten.

Muss man doch. Dominic Egizzi beschreibt präzis die Not der Illusion der Autoindustrie: ihre leitenden Herren - man sieht nur Auto-Männer - treten auf der Stelle, ohne Einsicht,  dass wir andere, aufeinander abgestimmte Formen der Mobilität - in denen das Automobil zurücktritt -  brauchen. Ihre Millionen und Abermillionen geplante Vierräder-Kutschen, mit Verbrennungs- oder Elektromotor, mit oder ohne Piloten, verstopfen unsere Lebenswelten, beuten unseren Planten nur aus und vergeuden enorme Mittel.

Ausgebremst: Martin Gropp ist eingestimmt auf die Verleugnung des Stillstandes. Gestrig ist er. Im Frankfurter Printmedium verbreitet, ist das eine schlechte, weil beunruhigende Nachricht: die treuherzige Ignoranz ist salonfähig. Dominic Egizzis Arbeit ist sehr zu empfehlen. Zum Glück gibt es die Mediathek.

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