Montag, 13. Dezember 2021

Der Moderator der "Tagesthemen" und der neue Vizekanzler am 8.12.2021: Verpflichtet und nicht gekitzelt

Ingo Zamparoni von den Tagesthemen der A.R.D., ist hier & da der Protagonist des überforschen Gesprächsauftakts. Das hängt - vermute ich - mit seinem redaktionellen Auftrag und mit seinem journalistischen Konzept zusammen, das auf ein Geständnis aus ist und mit der Technik des konfrontativen Überfalls arbeitet nach dem Motto: Angriff ist die beste Verunsicherung. Dessen Rollenverständnis würde ich beschreiben als eine Art journalistischer Inquisitor mit unsauberen Mitteln. 

Am 8.12.2021, dem Tag der Inauguration unserer neuen Regierung, legte Ingo Zamparoni gegenüber Robert Habeck, unserem neuen Vizekanzler, mit dieser ersten Frage los: "Wie fühlt es sich das denn an, Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland zu sein?" Lässiger Tonfall: kumpelig, abfällig, von oben herab. Ingo Zamparoni kitzelte Robert Habecks vermutete Eitelkeit und drängte ihn zu einer persönlichen, intimen Selbst-Auskunft. Eine Anmaßung und eine Frechheit. Ingo wirft sich in die Brust - ausgestattet mit der Macht des öffentlich-rechtlichen Fernsehens.

Wie antwortete Robert Habeck? Er sagte: "Es war schon ein besonderer Tag, der einen über die formalen Akte" ( Sprechen der Eidesformel und der Erhalt der Ernennungsurkunde)  "in die Pflicht genommen hat. Die formalen Akte - sie binden einen ein in die Verantwortung. Und so fühlt es sich an: durch Verantwortung gebunden".

Ingo Zamperoni suchte für einen Moment  - Robert Habeck hatte ihm nicht den Gefallen  getan, auf der Ebene der intimen Selbst-Auskunft zu anworten - seine Sprech-Ebene wiederzufinden, er  stockte: "Das heißt, so richtig....höre ich noch nicht richtig heraus, was überwiegt: die Freude oder haben Sie gewisse Sorgen davor, vor diesen großen Aufgaben, die vor Ihnen alle liegen - zu scheitern?"  

Scheitern ist eine dramatische Wort-Wahl von Ingo Zamparoni. Er setzte nach. Er drehte die Schraube des Zwangs zur Selbst-Auskunft weiter. Er fragte Robert Habeck zu seinen Befürchtungen (und zu denen seiner Kolleginnen und Kollegen) des Überlebens als Politiker. Starker Tobak, würde ich sagen.Wie antwortete Robert Habeck? Er korrigierte Ingo Zamparoni: "Das sind die falschen Vokabeln - Freude wie Sorgen. Es gibt das Bewusstsein, in einer besonderen Position zu sein - und das ist etwas Besonderes und was einen konzentriert arbeiten lässt, aber natürlich treten wir in das Amt ein zu einer Zeit, die von Krisen geschüttelt ist...mit dem Bewusstsein, vor gigantischen Aufgaben zu stehen, gehen alle, glaube ich, in ihre Ämter".

Ingo Zamparoni: "Wohl wahr. Aber in einer Dokumentation in dieser Woche haben Sie davon gesprochen, dass es Ärger geben wird, viel Ärger sogar. Mit welchen Partnern wird's denn mehr davon geben - mit der S.P.D. oder mit der F.D.P.?" Ingo Zamperonis Rückzug aufs sichere Gefilde des politischen Klatsches. Robert Habeck: "Ich glaube, dass der Streit zwischen den Parteien überhaupt nicht mehr von Bedeutung sein wird, jedenfalls dann, wenn wir unseren Job richtig verstehen...."

Es ist die Frage, ob Ingo Zamparoni seinen Job richtig versteht. Verpflichtet und nicht gekitzelt, war Robert Habecks souveräne Antwort. 

     


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