Sonntag, 17. Oktober 2010

Inwieweit sind Eltern für die Entwicklung ihrer Kinder verantwortlich?

Im Stuttgarter Landgericht muss sich Jörg K., Vater von Tim K., der am 11. März 2009 fünfzehn Menschen ermordete und dreizehn Menschen zum Teil schwer verletzte und sich mit einem Kopfschuss selbst tötete, für die Nachlässigkeit verantworten, die Pistole vom Typ Beretta, die sein Sohn als Mordwaffe benutzt hatte, nicht angemessen aufbewahrt und sich damit möglicherweise der fahrlässigen Tötung schuldig gemacht zu haben. Seit 1901, ist der Süddeutschen Zeitung vom 1.10.2010 (S.1) zu entnehmen, ist ein solcher Schuld-Vorwurf in Deutschland nicht verhandelt worden. Dass er jetzt verhandelt wird, schreibt die SZ, habe juristische Implikationen. Die Implikationen wurden nicht erläutert. Aber, abgesehen vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung, kommt als latenter Kontext des Gerichtsverfahrens die Frage der Elternschaft in den Blick: Inwieweit sind die Eltern für die Entwicklung ihrer Kinder verantwortlich? Inwieweit sind sie verantwortlich für die Fantasien, die Beziehungsunfähigkeit und den Rückzug ihres Kindes? Diese Frage ist strafrechtlich nicht relevant, aber sie zu diskutieren, was gute Elternschaft ausmacht, wäre wichtig.

Ich habe von Waffen keine Ahnung, aber ich bin ein ausgiebiger Kinogänger. Es gibt drei Filme, die drei verschiedene Waffen populär machten - die Western der 50er Jahre lassen wir hier aus - : Sam Peckinpahs The Getaway (U.S.A. 1972) die pumpgun - die Vorderschaftrepetierflinte, wie dieses Gewehr auf Deutsch heißt, die Steve McQueen in die Hand nahm; Ted Posts Magnum Force (U.S.A. 1973) die Durchschlagskraft der Magnum-Patrone, die Clint Eastwood mit einem Revolver der Firma Smith & Wesson abfeuerte; und Terence Youngs Dr. No (Großbritannien 1962), in dem Sean Connery als James Bond seine Beretta gegenüber seinem Chef verteidigte. Was hatte Tim K. mit dieser Pistole verbunden? Was war ihm an ihr wichtig? Und was wussten seine Eltern davon? Mussten sie davon wissen? Zumindest sollten sie wissen, welche Fantasien ein Kind mit seinem Interesse an Waffen verbindet, und es mit ihnen ausreichend besprochen haben. Sie sollten auch einen ausreichenden Zugang zur inneren Welt ihres Kindes haben - ausreichend, um ein Bild zu haben, womit es beschäftigt ist und wonach es sich sehnt.

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