Donnerstag, 11. April 2013

Hirnforschung mit Hirnschwächen

Nein, die Überschrift im Wissensteil der SZ heute am 11.4.2013, Seite 16 lautete: "Hirnforschung mit Schwächen". Schwächen war offenbar der Einfall des ungläubigen Redakteurs, der seinen Augen nicht traute, als er las, was in Nature Reviews Neuroscience veröffentlicht (sinngemäß) wurde: die Resultate der so genannten Hirn-Forschung taugen wenig, basieren auf schlecht benutzten statistischen Verfahren, entstammen irrelevanten Fragestellungen, sind deshalb überflüssig und zogen zuviel Geld ab von anderer, vernünftiger Forschung. Man kann es auch anders sagen: Hirn-Forschung hat ihre Meriten, so sie die Lokalisation der Hirn-Funktionen betreibt; der Rest ist Bluff - und schlägt sich beispielsweise nieder in einer Publikation mit dem demagogischen Titel Digitale Demenz. Bluff, weil die Frage der Intentionalität ausgespart wird, weil niemand weiß, ob und wie Symbolisches neuronal codiert wird und wie insgesamt seelische Selbst-Regulationen - die wir wahrscheinlich schlecht mit dem Adjektiv seelisch beschreiben (weil sie wahrscheinlich umfassende Strukturen sind) - funktionieren, weil wir noch immer davon ausgehen, dass sie ein so genanntes körperliches Substrat haben müssen. Müssen sie das? Die Frage nach dem Ort legt das Vorgehen fest. Möglicherweise müssen wir anders fragen. Das haben aber  eine Reihe von Autoren schon längst getan; das Getöse der Neurowissenschaft hat sie in den Hintergrund gedrängt. Ich erinnere an Autoren wie Erwin Straus, Gregory Bateson, Norbert Elias, S. F. Foulkes und Wilhelm Salber.

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