Dienstag, 12. November 2013

"F.B.I....C.I.A....O.N.I....we're all in the same alphabet soup"

Im März dieses Jahres war ich mit einem alten Freund - Kinogänger und Western-Fan wie ich - in den U.S.A.: unter anderem in Rapid City, South Dakota. Rapid City ist, wie ein alter Kinogänger weiß, die letzte Station in Alfred Hitchcocks Reise- und Agenten-Thriller North By Northwest aus dem Jahr 1959. Rapid City ist wegen Mount Rushmore, eines Bergs der Black Hills, berühmt, aus dem ein riesiges Team von Steinmetzen und anderen Helfern über 30 Jahre lang die Köpfe von vier U.S.-Präsidenten herausmeißelten: George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln. Über deren Köpfe turnten - natürlich in einem Hollywood-Studio - Eva Maria Saint und Cary Grant auf der Flucht vor zwei bösen Burschen.

Mount Rushmore ist, anders als im Hitchcock-Film, eine riesige Anlage geworden; am Eingang gibt es eine Informationshalle. Mit einem der Angestellten kam ich ins Gespräch über North By Northwest und Alfred Hitchcock. Sein favorisierter Hitchcock-Film war Vertigo (U.S.A. 1958); meiner ist: North By Northwest; seit 1959 habe ich ihn mindestens einmal im Jahr gesehen. Aber wir konnten uns verständigen auf die besten Dialog-Zeilen in North By Northwest. Unsere gemeinsam hoch geschätzte Dialog-Zeile war: "F.B.I....C.I.A....O.N.I....we're all in the same alphabet soup". Cary Grant (als der gehetzte Roger O. Thornhill) bekam diesen Satz zur Antwort auf seine Frage, wer der Mann wäre, der ihn gerade aufs Flugfeld in Chicago führte - es war der Professor (Leo G. Carroll), Leiter eines Teams von der N.S.A., der mit der Formel von der alphabetischen Suppe keine richtige Auskunft gab. Aber im Film erfuhren wir von der Unbarmherzigkeit dieser Behörde.

Früher warb DER SPIEGEL mit der Formel "SPIEGEL-Leser wissen mehr". Richtigerweise muss es heißen: Kinogänger wissen mehr. Seit (spätestens) North by Northwest kennen wir die Skrupellosigkeit des U.S.-Geheimdienstes. Hollywood als Traumfabrik zu etikettieren, ist ein Missverständnis des Kinos
nordamerikanischen Zuschnitts. Es ist auch eine Realitätsfabrik. Man muss die Wirklichkeit herauslesen. Paul Greengrass führte die erstaunlichen Fähigkeiten des U.S.-Geheimdienstes vor, der mit  dem britischen Dienst kooperierte: Bourne Ultimatum (U.S.A. 2007). Deshalb versteht unsereiner die Aufregung nicht: Geheimdienste tun was sie können; sie lieben die Erotik der Macht und den Blick in die Hinterzimmer und Hinter-Hinterzimmer, was mit psychoanalytischer Auslegung ein etwas seltsames Interesse ist. Aber offenbar sind sie nützlich - sagen unsere Politiker. Allerdings muss man erwarten, dass sie die geheimen Dienste auch kontrollieren. Das wird natürlich schwierig, wenn man nichts von ihnen weiß und von ihrer Existenz überrascht wird. Aber das, schlage ich vor, lesen wir als Ausdruck der Überraschung, auf dem fürs Bestehen in der Öffentlichkeit falschen Fuß erwischt worden zu sein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen