Sonntag, 28. Juni 2015

Der Schirm wird zugeklappt: er hält den Regen nicht aus

Im Kontext der EU-Aufregung fällt es schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Die Idee der Europäischen Union, eine Gemeinschaft europäischer Staaten mit einer demokratischen Ethik und
demokratischen Idealen zu entwickeln und zu institutionalisieren und deren Geschichten zu einer geteilten Kultur zu integrieren, droht verloren zu gehen. Statt dessen dominiert der Krämergeist. Die jetzige Not, von der die Bundesrepublik Deutschland seltsamerweise (noch) verschont bleibt, ist Folge des Versagens der Gemeinschaft, mit einer gemeinsamen Politik alle Mitgliedsländer angemessen zu beteiligen und sich auf eine gemeinsame Politik zu verständigen. Die gegenwärtige Flüchtlings-Politik ist ein Ausdruck der enorm divergenten Interessen und Sorgen der Länder; die gegenwärtige Wirtschaftspolitik ist ein Ausdruck projektiver Verständigung und Gemeinsamkeit - auf Kosten des ausgeschlossenen Griechenlands.

1945 gelang die Idee, der aus den drei Besatzungszonen der Alliierten formierten Wirtschaftssunion die Bundesrepublik entstehen zu lassen. Sie im 21. Jahrhundert erneut zu versuchen, war naiv. Das kann man heute sagen. Aber hinterher ist man manchmal erst klug. In eine Union muss man mehr investieren. Ein anderer Gedanke. Es ist natürlich die Frage, welche Aussagekraft politische Metapher haben. Der Schirm war eine treuherzige Metapher und eine deutliche Ankündigung: es gibt immer einen, der oder die den Schirm hält (s. meinen Blog vom 3.10.2011). Damit hat die bundesdeutsche Regierung ihre Macht-Auftritte und ihre Macht-Politik - die sie mit ihrer altruistischen Rhetorik verhüllte -  überschätzt. Wir bewegen uns im Kontext unserer Geschichte.

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