Donnerstag, 30. August 2018

Was ist mit der bundesdeutschen Fußballmanschaft? Lektüre des Journalismus - Beobachtung der Beobachter (75)

Am  19. Juni 2018 hieß die Antwort des Sport-Journalisten Michael Horeni von der Zeitung der klugen Köpfe noch: die gealterten Wohlfühl-Weltmeister ... verharren ... in der Welt der Selbsttäuschung, schrieb er.

Jetzt korrigierte er sich am 28. August 2018 und schob drei für das Beziehungsgefüge relevante Kontexte nach: 1. der ungeklärte Vorwurf einiger Nationalspieler an Mesut Özil, er hätte in der Nationalmannschaft Ressentiments ihm gegenüber wahrgenommen; 2. die Bevorzugung der etablierten Nationalspieler; 3. die Differenz der Lebensformen der Nationalspieler. Von den Wohlfühlspielern und von der Welt der Selbsttäuschung spricht Michael Horeni nicht mehr. Die drei Kontexte vermitteln eine Idee des dysfunktionalen Beziehungsgefüges. Viel ist das nicht, aber etwas. Das dysfunktionale Beziehungsgefüge hat Michael Horeni noch nicht verstanden.

Machen wir die Probe und lesen den letzten Satz seines Textes vom 28. August 2018 (Frankfurter Allgemeine Zeitung, S. 32).  Er schreibt: "Ob der Bundestrainer  zu einer Rückholaktion - von Mesut Özil -  aber überhaupt noch willens ist oder ob er sich angesichts der Grüppchenbildung dazu überhaupt in der Lage sieht, das sind nicht die letzten der vielen noch offenen Fragen in dieser deutschen Fußballaffäre".

Das Diminuitiv Grüppchenbildung belegt das Unverständnis und die Missachtung der weit reichenden Bedeutung der (realen) Beziehungen der Spieler, der Betreuer und der Funktionäre des DFB zueinander und der (imaginierten und realen) Beziehungen zu den Produkten und Repräsentanten der Öffentlichen Diuskussion.  Stattdessen: der maulende bundesdeutsche Journalist Michael Horeni, der mit dem Bundestrainer die komplizierten Verhältnisse personalisiert und versimpelt. Nebenbei fiel mir noch auf, dass Michael Horeni alle Fußballspieler mit ihren Vornamen nennt, nur Mesut Özil nicht: er wird einfach mit Özil adressiert - ohne Vornamen, so wie die Lehrer und Schulkameraden einen früher anrempelten. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen