Freitag, 16. August 2019

Ungenauigkeit als journalistischer Trost: Lektüre des Journalismus (Beobachtung der Beobachter) 89

Kurzes Interview mit Michael Hüther, dem Direktor des Kölner Institutsder deutschen Wirtschaft, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (14.8.2019, S. 16, Nr. 187). Sein gravierendster Satz im Titel
verdichtet: "Wir brauchen einen 450 Milliarden Euro großen Deutschlandfond".

450 Milliarden Euro: wofür? Für "Verkehr, Breitband, Dekarbonisierung, Wohnen und Bildung". Die Reihenfolge dieser gesellschaftlichen Aufgaben ist aufschlussreich: zuerst der Verkehr (also die
Autoindustrie)  und zuletzt die Fähigkeit, sein Leben einigermaßen zufrieden zu leben (das Grundgefühls eigener Autonomie ist Luxus, kommt zuletzt). Was wünscht sich Michael Hüther? Einen "Bundesinfrastrukturplan". Wie wollen wir leben? Sagt er nicht, fragt der Journalist nicht (Alexander Armbruster). Versteht sich von selbst: so wie immer. Michael Hüthers  Rechnung wird nicht aufgehen: für die Revision unserer Lebensformen samt der Transformation unserer Energieversorgung brauchen wir mehr. Der dafür notwendige Ruck, den einer unserer früheren Bundespräsidenten vor vielen Jahren forderte und der bislang ausblieb, erfordert einen gewaltigen Kraftakt und wird enorm kostspielig. Dazu wurde Michael Hüther nicht befragt.

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