Montag, 10. Oktober 2011

Was ist eine Blase?

What do get when you fall in love?, fragte Burt Freeman Bacharach (zusammen mit Hal David) 1968. A pin to burst your bubble, war seine Antwort. Bubble ist das englische Wort für Blase. Das Englische sei gestattet, weil es um Steve Jobs geht. Am 7. Oktober, zwei Tage nach Steve Jobs Tod, schrieb in der SZ (im Wirtschaftsteil) Karl-Heinz Büschemann: "Spätestens jetzt muss jedem klar sein, dass der Apple-Erfolg eine Blase ist. Jobs verkaufte weiter seine Produkt-Religion" (S. 19). Auf der Seite Drei der SZ vom selben Tag titelte Bernd Graff seinen Text mit dem anderen Tonfall: "Ohne dich. Was für ein Spinner, was für ein Hippie, was für ein Verkäufer - was für ein Genie. Zum Tode des Apple-Gründers Steve Jobs". Was ist eine Blase? Wenn Burt Bacharach recht hat: eine Liebesbeziehung. Liebesbeziehungen leben, darauf wies der englische Psychoanalytiker und Kinderarzt Donald Woods Winnicott hin, von sich überlappendenden, gegenseitig investierten oder, wenn man es nicht so geschäftlich will, projizierten Illusionen. Illusionen, weiter gedacht, sind Fantasien über unsere Wirklichkeiten. Fantasien über Status, Macht und Glück befeuern unsere kapitalistischen Systeme.

Warum spricht der Wirtschafts-Journalist Karl-Heinz Büschemann von der Blase? Wahrscheinlich ist er besorgt. Wir hatten die IT-Blase und leiden noch unter der Immobilien-Blase. Jetzt schlagen sich die EU-Politiker mit der riesigen Verschuldung herum, die offenbar das Produkt vieler Blasen ist. Gilt das auch für Apple? Sicher nicht. Denn die Millionen-fach verkauften Produkte sind doch wahrscheinlich bezahlt; höchstens sind deren Käuferinnen und Käufer verschuldet. Was die Firma verdient, kann  man nachlesen in ihrer Bilanz; was sie wert ist, ist eine andere Geschichte. Was ist schlimm daran, wenn die Produkte einer Firma sehr geschätzt werden? Büschemann missfällt die Produkt-Religion. Er sorgt sich um die Kundinnen und Kunden von Apple: Sie sind herein gefallen - glaubt er. Er missioniert: Er möchte sie schützen. Leider sind die Produkte der Kalifornier zu schön und zu funktionstüchtig, um sie aufzugeben. Ich hänge an meinem notebook von Apple; ich möchte es nicht hergeben. Ich möchte keinen anderen Rechner. Es ist die alte Geschichte heftig gepflegter Vorlieben und Abneigungen, mit denen die eigenen Lebensentscheidungen ausgepolstert werden. Manche Kölner sind da einigermaßen entspannt; sie sagen: Man muss och jünne künne. Steve Jobs hatte verstanden, was ich mir von einem Rechner wünsche. Das finde ich enorm. Er lebte vor, wie man dem folgt, woran das Herz hängt. Das finde ich enorm tröstlich. Er war kein Heiliger, sondern ein kluger, rigoroser Geschäftsmann.

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