Donnerstag, 29. Dezember 2016

Neues von der Heiligen Kuh XXXVI: Fahrer-loses Autofahren mit einem Beifahrer als Autofahrer

"Fahrer bleibt in der Verantwortung", berichtet Timot Szent-Ivanyi über den Gesetzesentwurf unserer Regierung zum Fahrer-losen Autofahren (Kölner Stadt-Anzeiger vom 24./25.12.2016, S. 11). Wie kann man sich das vorstellen? Der Fahrer sitzt wie ein Beifahrer auf dem Fahrer-Sitz und beobachtet: was der Rechner ausrechnet und in die Wege leitet. Hält er seine Hand übers Lenkrad und wartet oder nimmt er es locker in die Hand? Wann und wie entscheidet er sich, den Rechner zu überstimmen? Woher soll er beispielsweise wissen, dass der Lenkrad-Einschlag am Eingang einer Kurve stimmt? Oder am Ausgang einer Kurve? Und so weiter und so fort: tausend Fragen. Ich hätte keine ruhige Sekunde mehr: wer weiß, was der Rechner rechnet. Was ist, wenn es dunkel ist? Ich würde schwitzen. Ich wäre Beifahrer und müsste doch fahren.

Schon mit einem Beifahrer, der mitfährt, aber nicht eingreift - höchstens aufschreit und sein Gesicht bedeckt - , fällt das Steuern eines Pkw schwer. Aber jetzt? Telefonieren, SMS eintippen ist doch ein Kinderspiel gegen die Notwendigkeit, ständig wachsam zu sein, ohne zu fahren und ohne zu wissen,
was der stupide Rechner rechnet. Wer traut sich diese Fahrer-losen, Beifahrer-Fahrten zu? Junge Leute sind fix - vor allem die, die blitzartig ihre messages tippen - , aber die Älteren....?

Ganz im Ernst: unsere Regierung, offenbar beschwipst von dieser Schnapsidee, scheint keinen Blick für die Not künftiger Autofahrerinnen und Autofahrer zu haben, die sich künftig ständig entscheiden müssen, ob sie Beifahrer oder Fahrer sind. Ich empfehle: viele viele vorsichtige Fahrversuche.

Nachtrag I: die Schnelligkeit, mit der die Regierung ihre Vorschrift zu etablieren versucht, lässt vermuten, dass eine gründliche Forschung nicht in Auftrag gegeben wurde. 

Nachtrag II (2.1.2017): Heute in der F.A.Z. ( 2.1.2017) resümierte der Autojournalist Holger Appel seine Fahr-Erfahrungen mit den Rechner-gesteuerten Hilfesystemen beim neuesten Mercedes-Benz E 220 d:

"Uns stresst die Kontrolle der Automaten meist mehr als selbst steuern".

Na, so was. 

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