Mittwoch, 10. Mai 2017

Lektüre des Journalismus (Beobachtung der Beobachter) XXXXXX: Bluffen und Biegen

Von den Bergen bedruckten Papiers kann ich beim Frühstück nur winzige Proben nehmen - und hoffen, dass sie typisch sind. Hier sind zwei.

1. Andreas Ross über: "Frühe Warnung. Vorwürfe gegen Trump in der Causa Flynn" (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.5.2017, S. 2, Nr. 108). Der frühere U.S.-Präsident hielt Michael Flynn für zu dubios, weswegen Generalleutnant Flynn sein Amt aufgeben musste, der jetzige U.S.-Präsident nicht; inzwischen sind Flynns Lügen bekannt geworden, weswegen er das Amt des nationalen Sicherheitsberaters aufgeben musste. Die bekannte, unerfreuliche Geschichte: der amtierende Präsident lässt sich ungern etwas sagen; er muss gedrängt werden, sich anders zu entscheiden. Andreas Ross schreibt:

"Trump erzwang denn auch den Rücktritt des Mannes, der ihm im Wahlkampf nicht nur wegen seiner feurigen Tiraden wider den 'radikalen Islam' und Hillary Clinton ans Herz gewachsen war, sondern auch als Plauderpartner auf nächtlichen Flügen".

Woher weiß er das? War er dabei? Ans Herz gewachsen und Plauderpartner? Die erste Beschreibung hat der Autor extrapoliert (gegen die weit verbreitete Auffassung, dass dem Präsidenten ein dominantes Interesse an Geschäftsbeziehungen nachgesagt wird) , die Quelle für die zweite Beschreibung gibt er nicht an. Wie kann man diese Schreib-Techniken nennen? Ranschmeißen und Bluffen. Ist das auch eine Technik des fake?

2. Reiner Burger (in derselben Ausgabe auf Seite 3) über Armin Laschet, den C.D.U.-Kandidaten bei der Wahl zum nordrhein-westfälischen Landtag: "Laschet machte einfach immer weiter". Er machte beispielsweise auch immer weiter, als seine Dozenten-Praktiken an der RWTH Aachen bekannt wurden - die Dozentur gab er auf und redete sich raus und ging (meines Wissens) zur Tagesordnung über. Dazu schreibt Reiner Burger: "Zum großen Skandal taugte die peinliche Posse nicht". Es ist sehr die Frage, ob für die Studentinnen und Studenten die nachlässige Auslegung eines Lehramtes eine peinliche Posse war. Was konnten sie aus dieser Lehr-Zeit machen? Erstaunlich ist Reiner Burgers Eingeständnis, dass Laschets schlechtes Vorbild kein Futter für die Auflagen-Steigerung war. Was ist das nun wieder? Das Geständnis der journalistischen Geschäftsorientierung. Kein fake, aber wo ist die truth about Laschet geblieben?

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