Dienstag, 27. November 2018

Zur journalistischen Technik der Schadenfreude - Lektüre eines Journalismus (78)


Der Nationale Klimabericht der U.S.-Regierung liegt der öffentichen Diskussion vor. Joachim Müller-Jung fragte im Feuilleton-Teil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ( 26.11.2018, Nr. 275, S. 9):
"Hat der nationale Klimabericht also vielleicht auch das Zeug, die amerikanische Politik vor dem anstehenden Klimagipfel in Kattowitz noch einmal durchzurütteln? Trump selbst hat bisher keine Anstalten gemacht, an seiner Klimapolitik etwas zu ändern. Er blieb auch an seinem Ferienwochenende gelassen".

Hat Joachim Müller-Jung ihn dazu gesprochen und befragt? Sicherlich nicht. Sonst hätte er es gesagt/geschrieben. Wie ist er zur Beschreibung der Gelassenheit gekommen? Darüber gibt er keine Auskunft. Er behauptet sie. Die in der U.S.-Öffentlichkeit berichtete (erste) Reaktion des Präsidenten war: I don't believe it. Ist das eine gelassene Reaktion? I don't believe it ist der Angriff auf die Wahrheit der Wissenschaft. I don't believe it heißt: Ich, Donald Trump bestimme, was wahr ist.

Das ist ein schrecklicher, alarmierender Subtext. Ihn in den Kontext einer (behaupteten) gelassenen Reaktion zu platzieren, ist eine Art journalistischen Coups: das Händereiben des Autors Joachim Müller-Jung über den blinden Präsidenten, der nicht sieht, an welchem Abgrund er steht. Es gibt keinen Grund sich zu freuen. 

   
   

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