Freitag, 18. März 2011

Dummheit kommt vor dem Fall

Erinnern wir uns: In ihrer Verteidigung des ehemaligen Verteidigungsministers Herrn Baron zu Guttenberg argumentierte unsere Bundeskanzlerin, dass sie einen tüchtigen Minister, aber keinen wissenschaftlichen Assistenten in ihrem Kabinett haben wollte. Das Argument war skandalös und deutete ihr Missverständnis, ihre Unsicherheit und ihre Verachtung an - für die Wissenschaft, über die sie sich mit dem Bild des Assistenten mokierte, für die Politik, für die offenbar wissenschaftlich differenzierte Auffassungen nicht notwendig sind. Ihr Argument war angesichts der komplexen Aufgaben der Legislative unglaublich. Jetzt fällt ihr Argument auf sie zurück. Denn die Bundeskanzlerin Frau Merkel versucht, sich mit ihrer Überraschung herauszureden: "Wenn, wie in Japan, das scheinbar Unmögliche, das absolut Unwahrscheinliche Realität wurde, dann verändert das die Lage", wird sie heute am 18.3.2011 in der SZ auf der dritten Seite zitiert.

Der Satz ist eine Lüge; denn es gab Harrisburg (1979) und Tschernobyl (1986). In ihrer Dissertation, lässt sich dem Titel ihrer Arbeit entnehmen, arbeitete sie mit "quantenchemischen und statistischen Methoden". Statistische Verfahren prüfen Wahrscheinlichkeiten - das ist das Erste, was man lernt, wenn man sie sich aneignet. Würde sie redlich argumentieren, würde Frau Merkel ihre Ziffer für das absolut Unwahrscheinliche angeben und ihre Fehleinschätzung diskutieren. Sie tut aber so, als hätte sie es nicht gewusst. Wenn sie es nicht weiß, stimmt etwas mit ihrem Status als Wissenschaftlerin nicht. Wenn sie es weiß, wovon ich ausgehe, versucht sie sich an das anzupassen, was ihre Berater ihr angesichts der kommenden Landtagswahlen raten: "Entscheidungsfähigkeit zu zeigen", wie sie das am 2.3.2011 nannte (s. meinen Blog Die Crux mit dem Zeigen vom 3.3.2011). Leider sind ihre Berater schlecht beraten. Ein wissenschaftlicher Assistent würde zumindest für substantielle Argumente sorgen.

2 Kommentare:

  1. Lieber Gerhard, ich habe Deine Columne entdeckt und mich (erstmals!!) - quasi für Dich - auf eine Internet-Kommunikation ausserhalb der normalen E-Mails eingelassen. Ich bewundere Deine ungebrochene Produktivität und werde Deine lesenswerten Beiträge verfolgen. Und ich habe so "Hannah" kennengelernt, auf die Du sicher mächtig stolz bist. --- Es ist zum Verzweifeln, was da auf unserem Planeten geschieht und wir sind so ohnmächtig. Und die vom Volk gewählten Politiker sind unfähig und korrupt. Wie kann man das Aushalten? Und was wird aus unseren Kindern und Enkeln? So wird - angesichts der Katastrophe in Japan - der Lügen-Baron unwichtig und lächerlich. Du sagst Deine Meinung und das ist gut. Weiter so! Liebe Grüsse von Bettina

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  2. PS: Die "Uhr" stimmt nicht. Ss ist 23.45h.Gute Nacht!

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