Dienstag, 1. März 2011

Ein Betrug ist ein Betrug

Vierzehn Tage dauerte der Prozess von der Veröffentlichung der Entdeckung des Betrugs, der Konfrontation mit dem Betrug, über die Dementis und skandalösen Beschwichtigungen bis zum heutigen Rücktritt des Barons zu Guttenberg. Die gute Nachricht: Mit Herrschaftsgebahren, Bluff, Dreistigkeit und Unverschämtheit kommt man nicht mehr so einfach durch. Hans Leyendecker beschrieb heute, am 1. März 2011 - dem Tag des Erfolgs der vom Internet hergestellten Öffentlichkeit - , wie sehr das Internet die Qualität und das Tempo der Auseinandersetzung mit dem akademisch geschminkten Betrug forcierte, nachdem ein Printmedium - die SZ - die Vorlage gespielt hatte. Es sind nicht mehr ein paar hundert Leute, die Zugang zum öffentlichen Forum haben, sondern viele Tausende. Die Öffentlichkeit wird in bestimmten Kontexten zu einer Großgruppe, die nicht oder nichts vergisst - und bei der man nicht mehr hoffen kann, mit dem Mittel des Aushaltens und Abwartens durchzukommen. Etwas ändert sich. Ein Versprechen des Internets, reale Öffentlichkeit, ist realisiert worden. Das alte deutsche Ressentiment des Anti-Intellektualismus, dessen Sprachrohr Bild-Zeitung das tägliche Bad im chronischen Groll und in der Rührseligkeit gestattet, hat einen kräftigen Dämpfer bekommen. Ohne gute, redliche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler läuft nichts.  Die schlechte Nachricht: Wir konnten sehen, wie unsere gewählten Repräsentanten sich aufspielten oder sich aufzuspielen versuchten in ihrer Not, ihre Macht zu erhalten mit schlechten Mitteln. Wie sie sich gegenseitig schützten ohne Rücksicht auf die ethische Substanz, die sie verhökerten. Wie sie sich entschuldigten, ohne sich zu entschuldigen. Wie schwer es  fiel, einen Betrug Betrug zu nennen und einen inkompetenten Minister, der sich herauszureden versuchte, nicht zu wissen, wie man einen Karteikasten anlegen sollte, und der treuherzig gestand, seine Situation so falsch eingeschätzt zu haben, dass er Pfusch mit seriösem Arbeiten verwechselte, inkompetent und deshalb untragbar. Aber wahrscheinlich trägt das zur Ent-Idolisierung der Leute bei, die wir ins Macht-Geschäft gesetzt haben, bei dem viel Energie darauf verwandt wird, die Fassaden zu putzen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen