Freitag, 9. November 2012

Journalismus über Bande

Manchmal geht mir eine Schlagzeile nach, bei der ich mich dann frage, was die Redaktion damit nicht gesagt hat oder vielleicht sich nicht zu sagen traute. Heute morgen in der SZ auf der unteren Hälfte der ersten Seite: "Geld stinkt doch. Die Grünen gegen auf Distanz zum SPD-Kandidaten Steinbrück". Geld  stinkt doch. Der Satz verschieb den Sachverhalt, den die SZ vor ein paar Tagen anmerkte, etwas: Um die Summe geht es nicht, wohl um die Haltung eines MdB, eine riesige Summe für einen Vortrag einzustecken. Nebenbei gesagt: Ich würde gern den Vortrag lesen, um zu sehen, ob er die 25 grand, wie es manchmal im U.S.-Kino heißt, wert ist. Ich vermute: Er ist es nicht.

Peer Steinbrück ist nicht der Fachmann, den er herausdröhnt. Unvergessen: 2008, als er mit der Kanzlerin vor den Kameras stand - es ging um die Beruhigung der bundesdeutschen Bürgerinnen und Bürger, dass deren Geld auf einer deutschen Bank garantiert wäre und nicht verloren gehen würde wie bei der Lehman-Bank - , auf die Krise der Amerikaner Hände-reibend verwies, deren ökonomische Katastrophe ausmalte und versicherte, eine solche Krise würde es bei uns nie geben. Steinbrück hatte offenbar nur die Kameras vor Augen. Unvergessen 2011: Wie er für eine andere Kamera mit dem Hamburger Orakel Schach zu spielen vorgab und sich später die Inszenierung vorhalten musste. Der Mann, kann man sicherlich sagen, tut viel vor und für die Kameras. Deshalb sind  die Grünen gut beraten, sich den Kandidaten der SPD noch einmal anzuschauen und sich gut zu erinnern, wie er mit ihnen umging. Eine Zeitung könnte einem doch beim Erinnern helfen und zusammentragen, was man weiß. Das kommt vielleicht noch. Heute begnügte sich die SZ mit dem Hinweis auf die Vertreter der skeptisch werdenden Grünen. Ob die Redaktion den Zorn des schnell sprechenden Herrenreiters fürchtete?  

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