Mittwoch, 7. November 2012

Whistleblowing

Seit kurzem haben wir ein neues deutsches Wort aus dem Englischen: Whistleblowing. "Reich durch Anschwärzen", überschrieb Karl-Heinz Büschemann in der SZ (vom 5.11.2012, S. 17) seinen Kommentar im Wirtschaftsteil der Zeitung. Anschwärzen. Die Wahl des Verbums ist interessant. Es gehört in den Kontext der Schülersprache und deren Moral vom Petzen. Im Englischen bläst der Schiedsrichter in die Pfeife (Whistle) - um einen Regelverstoß zu ahnden. Der whistleblower, sagt das Longman-Wörterbuch"is someone who tells people in authority or the public about dishonest or illegal pratices in business, gevernment etc ". Das hat aber mit Anschwärzen oder Petzen nichts zu tun. Wir sind nicht mehr in der Schule unter Schülern. Es geht im angelsächsischen Verständnis um eine Kultur der Aufrichtigkeit und der Verantwortung und um das Konzept der Wahrheit. James B. Stewart hat in seinem Buch Tangled Webs. How False Statements Are Undermining America: From Martha Stewart to Bernie Madoff darauf hingewiesen, dass das Rechtssystem davon abhängt, dass die Wahrheit gesagt wird - weshalb in den Staaten Meineid rigoros verfolgt und schwer bestraft wird.   Karl-Heinz Büschmann schreibt: "Für den einen sind Whistleblower Denunzianten, die mit ihren Beschuldigungen das Firmenklima vergiften, für andere sind sie Helfer mit besten Absichten". Aber, schränkt er ein, "nicht jeder Mitarbeiter, der seinen Arbeitgeber anschwärzt, hat edle Motive". Karl-Heinz Büschmann kommt vom Anschwärzen nicht weg. Welche Motive der Mitarbeiter hat, ist nicht relevant; es geht um die Ermittlung einer  rechtswidrigen Tat; sollte der Mitarbeiter selbst eine rechtswidrige Tat begangen haben, wird gegen ihn ebenfalls ermittelt.

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