Montag, 14. März 2016

Wörter zum Verschleiern I: Ruhestand

Das Wort Ruhestand  ist schrecklich. Triumph und Neid (der Jüngeren) vermischen sich in  einer mitleidigen Geste des Schulterkopfens: du hast es jetzt gut. Sie oder er hat es gar nicht gut: der Lebensbogen neigt sich, allen optimistischen Statistiken zum trotz, mehr oder weniger dramatisch dem Ende zu. Altern ist scheußlich, sagte in den 80er Jahre die Gruppentherapeutin
Alice von Platen-Ricciardi, als sie gute siebzig Jahre alt war (sie wurde 98).

Der vermeintliche Ruhestand ist ein Unruhestand. Die Fragen: wie altere ich? was ist noch drin? wie viel Zeit habe ich? .... werden zunehmend drängender - und stellen sich: ständig. Das Wort Ruhestand ist: fröhliches Hinwegsehen und Sich-selbst-und-andere-Einseifen.


(Überarbeitung: 15.3.2016)

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