Mittwoch, 18. November 2020

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident rauft sich die Haare - Armin Laschets offener Brief am 2.11.2020

Wenn das öffentlich-rechtliche Fernsehen nicht ausreicht, wenn ein in vielen Zeitungen des Bundeslandes abgedruckter, vom Ministerpräsidenten an uns adressierter und unterschriebener Brief mit einem Foto am aufgeräumten (leeren) Schreibtisch hinzukommt - muss es ernst sein. Armin Laschet schreibt:

"Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

vor uns liegen schwierige Wochen. Im Kampf gegen die zweite Welle der Corona-Pandemie ist dieser November der Monat der Entscheidung.

Wir haben Maßnahmen und Regeln beschlossen, die das Leben in Deutschland und in Nordrhein-Westfalen tiefgreifend verändern. Mir ist bewusst, dass die Beschränkungen für viele Menschen eine große Belastung darstellen und zu persönlichen und wirtschaftlichen Härten führen werden.

Deshalb brauchen wir in diesen Tagen vor allem eines: Solidarität. Mit den Alten und Kranken in unserer Mitte, für die der Virus eine tödliche Bedrohung ist. Mit den Pflegekräften sowie den Ärztinnen und Ärzten, die täglich an ihre Grenzen gehen müssen. Mit den vielen Gastronomen, Kulturschaffenden und anderen Selbstständigen, die sich in diesen Tagen um ihre wirtschaftliche Existenz sorgen.

Unser Ziel sollten wir dabei nie aus den Augen verlieren: Wir machen all das, um die Gesundheit der Verwundbarsten zu schützen. Um Kitas und Schulen offenzuhalten. Um das Wirtschaftsleben aufrechtzuerhalten. Es kommt jetzt wieder auf uns alle an. In der Corona-Pandemie haben wir unser Schicksal selbst in der Hand: Bleiben Sie zu Hause. Indem wir unsere Kontakte reduzieren, haben wir die Chance, den drastischen Anstieg der Infektionen abzubremsen und unser leistungsfähiges Gesundheitssystem aufrechtzuerhalten.

Treffen Sie so wenig Menschen wie möglich. Und halten Sie sich an die bewährten Regeln: Abstand halten, Hände waschen, Alltagsmaske tragen.

Eines sollten wir uns in dieser schwierigen Zeit des Verzichts aber nicht nehmen lassen: die Hoffnung und die Zuversicht. Wir werden diese Pandemie überstehen - gemeinsam. Unser Land kann das. Möge uns der  Gedanke daran in den kommenden Wochen Kraft und den notwendigen Durchhaltewillen geben.

Passen Sie auf sich und aufenander auf. Bleiben Sie gesund! Ihr A.L. "

Das ist das Armin Laschet-Idiom: bemüht, zuredend, rührselig, sich entschuldigend, unpersönlich. Ich habe ihn vor Augen: wie er sich windet, mogelt, durchwurschtelt; er sagt die Wahrheit, aber er sagt sie nicht deutlich. Waten in lauem Wasser. Die Sätze hat er hier & dort vor Fernseh-Kameras schon gesagt; sie sind nicht neu. Wie lange werden seine Leute an diesem Text gefeilt haben? Nicht lange. Einen eigenen, wirklich persönlichen Ton versuchen sie nicht zu treffen.  Solidarität? Klar. Aber der eigene Egoismus ist nicht unwichtig. Die Angst, die Beunruhigung, die Lähmung, die Enttäuschung, der Ärger, die Unsicherheit, die Not, die Ungewissheit...unsere Existenz ist bedroht. Wie sehr, wissen wir nicht. Ich vermute: wir haben ein unscharfes Bild der Gefahr. Wo sind die Wolken der Aerosole? Überall? Wenn Leute zusammenstehen? Zusammensitzen? Wie eng oder wie weit? Wie ist das mit den Kontakten? Wie sehen die aus? Kann man die unterbrechen wie elektrische Kontakte? Haben wir auch ein unscharfes Bild. Wann  & wie infizieren wir uns?  Wissen wir nicht genau. Empfohlen werden die bewährten Regeln: Distanz, Hygiene, Maske. Das Lüften hat der Ministerpräsident vergessen. 

Solidarität heißt auch: wir müssen unsere Beziehungen anders  gestalten. Kontakte sind das falsche Wort. Beziehungen müssen wir verfremden - voreinander zurückweichen, sich komisch verhalten, unnatürlich. Wir begegnen uns auf den Straßen - wo immer - mit einem Verdacht: trägt der oder die die Last des Virus? Unser Leben ist dramatisch verändert. 

Was sagt uns Armin Laschet nicht? Wie er es macht. Das wollen wir sehen. Zureden ist zu wenig.

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