Freitag, 3. September 2021

"Don't depend on markets to fix our mess"

Der Satz stammt von Kim Stanley Robinson aus der Financial Times. Bill McKibben hat ihn gefunden. Er zitiert ihn in seinem letzten Blog auf der website der Zeitschrift The New Yorker  (vom 2.9.2021). Der Markt gehört zum Vokabular des Verschleppens. Klimaschutz, Emissionshandel & Klimaneutralität sind unsere kursierenden Neologismen - die süßen Lutschbonbons der öffentlichen Diskussion. 

Das Beispiel Emissionshandel: wie kann man mit Emissionen handeln? Jemand pustet sie in die Atmosphäre und entrichtet für eine grobe Schätzung einen Preis; die Idee ist, dass der Preis einen zwingt, das Auspusten zu reduzieren. Ein Feigenblatt. Ausgepustet wird. Der Dreck ist in der Welt. Die Rede vom Emissionshandel unterschlägt die Erörterung der Zeit, die der Handel braucht, um wirksam zu werden, und die Erörterung des Ausmasses der Reduktion. Die Klimaneutralität ist, neben der gelegentlichen Verwechslung mit dem Emissionshandel, ein unscharfer Begriff; seine Erfinder verstehen darunter eine Art nachsteuernder, komplexer Balance: Gesellschaften stoßen nicht mehr Kohlendioxyd aus, als die natürlichen Prozesse aufnehmen können; dieses Verhältnis muss ständig austariert und reguliert werden. Wie soll das gehen? Wer will das wie  kontrollieren und herstellen? Ausgepustet wird weiterhin. Nationale wie internationale Institutionen müssen hinterherlaufen. Aber weder haben wir die Zeit noch können wir die Geduld aufbringen, einem solchen zähen, ungeklärten Prozess einer allmählichen Transformation zuzusehen.

Bill McKibben schreibt in seinem Blog: "It feels to me, with each passing week, the pace of climate change destruction increases". Wir können die rasende Zerstörung sehen; sie hat uns auf drastische Weise erreicht; inwischen müssen wir auch mit den Folgen zu leben versuchen. Der öffentlich kommunizierte Trost  dazu ist gut gemeint. Aber hilft er? Was tun die, die großherzig trösten? Sie denken an den Wahlkampf. Wie sehr, lässt sich nicht sagen. Sie sagen nicht die Wahrheit. Die, die mit dem Vokabular der Neologismen sich und ihr Publikum einlullen, betreiben das Gerede des Aufschiebens im Dienste ihres Geschäfts. Weiter so! Wir haben es nicht eilig.  Wir haben die Macht und das Geld. Am 26. September 2021 wird über die Zukunft des kursierenden Zynismus entschieden. Wir werden sehen, was wie ernst gemeint ist.

   

 

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