Donnerstag, 9. September 2021

Wo sind wir? Die Leute von der Redaktion der "Tagesthemen" sind irritiert

Am 7.9.2021 begann Caren Miosga von der A.R.D. so ihre Moderation der Tagesthemen:

"Das war mal 'was im Bundestag. Das war wahrscheinlich die letzte Sitzung dieser Wahlperiode....."  

Halt! Muss es nicht heißen: Legislaturperiode? Was hat das Parlament mit dem Zeitraum, so unser DUDEN über die Wahlperiode, für den ein Gremium, eine Körperschaft, eine Person in ein Amt gewählt wird, zu tun? Es geht nach der letzten Sitzung in die Sommerpause, wie es so schön heißt, und dann ist die Wählerschaft dran. Erst dann beginnt die Wahlperiode.

Hatte Caren Miosga sich versprochen? Schwer zu sagen. Jedenfalls ist sie gut eingestimmt auf unsere Bundeskanzlerin, deren präzisester Satz (meiner Einschätzung nach) lautet: Es ist immer Wahlkampf. Das ist der Kern ihres politischen Grund(miss)verständnisses: politisches Handeln hat ständig den Machterhalt im Blick und orientiert sich am affektiven Pegelstand der öffentlichen Aufregung. Caren Miosga, kann man sagen, war am Dienstag, dem 7. September, die brave, mit ihrer Kanzlerin identifizierte Moderatorin. Ihre Verwechslung passt zu Angela Merkels Handeln, die an diesem siebten September  am Rednerpult die Katze aus dem Sack ließ und vor dem (offenbar) befürchteten Wahlsieg der Sozialdemokraten und den daraus folgenden Koalitionen  warnte und den Kandidaten der Union anpries. Sie meinte, sie würde eine Wahrheit aussprechen. War das in Ordnung? Wohl kaum. Ihr Amtseid als Bundeskanzlerin, im parlamentarischen Kontext relevant, verpflichtet sie darauf, das bundesdeutsche Volk im Blick zu halten. 

Caren Miosga war damit einverstanden. Endlich war Leben in der Bude. Angela Merkel war in der Defensive. Nach den demoskopischen Umfragen sahen die Chancen für ihre  Partei schlecht aus - wobei wir am 26. September sehen werden, wie groß der Veränderungswunsch tatsächlich ist. Bei Umfragen gibt man sich manchmal gern progressiver, als man zugibt. Abgerechnet wird zum Schluss. Bleibt die Frage, ob der letzte Auftritt der Bundeskanzlerin tatsächlich zur deutlichen Ernüchterung der bisherigen Idealisierung ihrer Amtsführung beiträgt  und zu einer Veränderung der politischen Machtverhältnisse führt. Ich kann es mir nicht vorstellen. Bislang war Angela Merkel mit ihrer gekonnt inszenierten politischen Treuherzigkeit erfolgreich . Sogar Caren Miosga, neulich für ihre beste Moderation mit dem Deutschen Fernsehpreis  prämiiert, ist auf sie hereingefallen. 

 

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen