Montag, 13. Juli 2015

Aller guten Dinge sind nicht immer drei

"Die Würde des Menschen", sagt unser Verfassungs-Provisorium Grundgesetz, "ist unantastbar". Was ist mit Nationen? Vorige Woche votierte die Mehrheit der Griechen in ihrem Referendum gegen die
Auflagen der EU-Leute. Gestern früh wurden sie wieder zum Pfand des Deals gemacht. Das Referendum-Ergebnis besagte: wir wollen nicht mit dem Messer an der Kehle gezwungen werden. Jetzt werden sie wieder gezwungen. Geht es nicht anders?

Es geht anders, aber es darf nicht anders gehen. Was ist aus dem Votum des IWF geworden, ohne einen Schuldenumbau würde es nicht gehen? "Die Vorteile überwiegen die Nachteile", sagte unsere
Bundeskanzlerin in der Pressekonferenz gestern, am Montagmorgen. Kühler kann man über die Not der Griechen nicht sprechen. Die Bundesrepublik Deutschland geriert sich weiter als das herrische Deutschland. Das wird natürlich vom Ausland nicht gern gesehen. Wie in den 50er Jahren ertönen wieder bei uns die empörten Klagen über die (internationale) Deutschfeindlichkeit. Wieder sind wir das arme Opfer eines Missverständnisses.

Der Macht-Kampf geht in die dritte Runde. Das wird nicht die letzte sein. Willy Brandts Kniefall in Warschau am 7.12.1970 war offenbar eine politische Ausnahme. In den 70 Jahren Nachkriegszeit
hat sich die Politik der aufeinander gepressten Zähne kaum verändert. Und unsere Chef-Politiker wollen ihre griechischen Kollegen zwingen, in zwei Tagen mit dem Messer an der Kehle eine Kehrtwendung ihrer Politik zu diskutieren und zu beschließen. Wo bleibt der Respekt vor dem griechischen Parlament? Wo bleibt die Idee eines demokratischen Austauschs, zu dem man Zeit braucht? Ach, was. Die Griechen sind Griechen. Die Vorteile überwiegen die Nachteile.

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