Mittwoch, 29. Juli 2015

Die Weigerung, zum Wettbewerb anzutreten

Torsten Albig, Ministerpräsident von Schlesweg-Holstein, hat neulich seine Partei mit dem Vorschlag überrascht, bei der nächsten Bundestagswahl keinen Kanzler-Kandidaten in den Wahlkampf zu schicken. Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, war davon nicht angetan. Stephan Weil, Ministerpräsident von Niedersachensen, fand ihn nur halbschlau. Halbschau ist schlau. Denn so schlecht war der Vorschlag nicht. Volker Pisper hatte ihn in seinem Programm von 2014 gemacht. Ob Torsten Albig ihn kannte, weiß ich nicht. Sein Vorschlag ist paradox - er widerspricht dem vertrauten Getöse und lässt die Konfrontationsmaschinerie mit TV und Knock-out-Erwartungen ins Leere laufen.
Sein Vorschlag lässt sich aber auch nicht ausrechnen. Deshalb werden die Befragungsinstitute es schwer haben. Sein Vorschlag lässt sich mit dem demokratischen Verfahren vereinbaren: im Parlament wird der Kanzler oder die Kanzlerin gewählt; früher nicht.

Die Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands könnten sich zurücklegen. Viel Kraft und Geld würde gespart. Man könnte sich auf die Substanz der Politik besinnen und nur für sie werben. Wer sie realisiert, entscheidet sich nach den Wahlen im Parlament. Das Problem liegt bei uns: die eine show erwarten. Allerdings, wie gesagt: der Vorschlag lässt sich nicht ausrechnen. Viele Arbeitsplätze fallen weg. Vieles andere fällt weg. Wo bleibt der Kanzler-Bonus? Diese Karte würde dann (vielleicht)  nicht richtig stechen. Allerdings: der Vorschlag ist riskant. Wer will ihn riskieren?


(Überarbeitung: 30.7.2015)

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