Dienstag, 22. September 2015

Journalismus-Lektüre VIII : Klischee-Zauber

Die Federal Reserve Bank der Vereinigten Staaten bleibt bei ihrer Geldpolitik und verändert nicht die Leitzinsen. Winand von Petersdorff von der Frankfurter Allgemeine Zeitung (Samstag, 19.9.2015, S. 17) kommentiert diese Entscheidung mit einem Text, der den Titel trägt: "Yellens Angst". Im Text finden sich diese beiden Sätze: "Janet Yellen ist die Frau, die sich nicht traut. Sie findet in der wilden Welt da draußen immer gute Gründe, nichts zu tun". Der erste Satz paraphrasiert den Titels des Films mit Julia Roberts. Der zweite Satz kommt ganz schön von oben herab: ... in der wilden Welt da draußen. 

Eine gravierende politische Entscheidung, die die Geldmärkte bewegt - das weiß Winand von Petersdorff auch - , macht er zum Produkt einer Marotte. Gerede im  Kontext eines Kommentars. Das Konzept des Affekts Angst wird planiert. So wird ein monströses Bild der Wirtschaftswissenschaftlerin lanciert. Seltsam, dass solche Sätze die Endkontrolle einer ehrgeizigen Redaktion passieren.

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