Donnerstag, 7. Juni 2018

Im Parlament wurde die Kanzlerin als Repräsentantin der Bundesregierung zum ersten Mal befragt: sie stand, sagt die F.A.Z. (Journalismus-Lektüre 71)

Die Tagesthemen der A.R.D. lieferten (6.6.2018) die Nachricht: die erste parlamentarische Fragestunde mit der Kanzlerin. Eingeleitet wurde die Nachricht mit den Bildern aus dem britischen Parlament, in dem die turbulente Konfrontation die Regel ist. Dies, so wurde der Zuschauer eingestimmt, sollte er nicht erwarten.  Mehr als ein fades Häppchen wurde dann nicht geliefert. Reinhard Müller macht der Kanzlerin in der F.A.Z. heute (am 7.6. 2018) dennoch das Kompliment: "Die Kanzlerin steht" bilanziert er ihren Auftritt in seinem Kommentar auf der ersten Seite.

"Die Kanzlerin wäre nicht die Kanzlerin, wenn sie ihre Linie nicht teflonartig verteidigt hätte", schreibt er mit einem schiefen Bild. Denn in der Teflon-beschichteten Pfanne ist es beim Kochen ziemlich heiß. Ob es Angela Merkel so heiß war, ist die Frage. Aufgeregt war sie sicher. Wie sehr lässt sich aus der Entfernung nicht sagen. Sie antwortete selten direkt, sondern leitete mechanisch ihre Antworten mit dem Adverb also ein. Damit verschaffte sie sich kommunikativen Platz, räumte die jeweilige Frage vom Tisch des Parlaments ab und bedeckte ihn mit ihren erprobten und geprobten Sätzen - eine Technik, mit der der Dialog vermieden und die Spontaneität unterdrückt werden: der Griff ins Repertoire. So entstand ein lebloser Kontakt - mehr ein Wegducken als ein Stehen. Die Kanzlerin war bei der Frage des Überstehens. Entsprechend war ihre (spontane) Erleichterung. Nichts Neues von der Kanzlerin aus Berlin.  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen