Dienstag, 17. Dezember 2013

Adolf Hitler lesen? Klar, keine Frage!

Am Freitag, den 13.12.2013, verwies Willi Winkler im Feuilleton der SZ auf das Ende der "urheberrechtlichen Schutzfrist" für Adolf Hitlers Text Mein Kampf , die 2015 abläuft - 1948 war nach einem Alliierten-Statut das Vermögen des Verlags Franz Eher, der Mein Kampf publiziert hatte, auf den Freistaat Bayern übertragen worden, der es seitdem "als Landesvermögen vom Finanzminister betreut". Wird der Text des nationalsozialistischen Regierungschefs demnächst jeder  und jedem Interessierten zugänglich sein? Das ist die Frage. Die bayrische Landesregierung hat den Plan, den Text Mein Kampf in einer kritischen, kommentierten Fassung zu veröffentlichen, aufgegeben - der Kosten wegen. Was soll man mit dem Text machen, fragte die SZ im Aufmacher auf ihrer ersten Seite ("wegschließen oder herausgeben"), und machte sich zum Sprachrohr der Ängstlichkeit der 1950er Jahre, als schon das Adjektiv nationalsozialistisch schwer über die Lippen ging und als der Mann aus Braunau als der mächtige Verführer, gegen den kein sprichwörtliches Kraut gewachsen war, in der öffentlichen Diskussion gehandelt wurde.

Das ist jetzt 60 Jahre her. Die bundesdeutsche Dämonisierung des Führers ist eine verdrehte Idolisierung. Sie ist offenbar schwer zu verstehen und aufzugeben (s. meinen Blog vom 11.10.2013). Ich habe Hitlers Mein Kampf nie gelesen. Mir das Buch im Antiquariat zu besorgen, war mir zu teuer; ich dachte, einmal wird es doch preiswert zu haben sein. Jetzt würde ich es gern lesen. Hitlers Reden kenne ich zum Beispiel aus dem Leni Riefenstahl-Film Triumph des Willens. Der Film ist ein schrecklicher Schinken: der Rhythmus von Aufmarsch, (symbolischem) Kniefall vorm Führer, Nicken des Führers - die inszenierte Gestik der nationalsozialistischen Vergewisserung; das Ganze interpunktiert von dessen Hass-Reden - ist enorm strapaziös. Aber er gestattet einen Blick in den deutschen Abgrund. Und das Buch Mein Kampf? Die Lektüre zum Blick in den Abgrund. Sie könnte zur Ernüchterung beitragen. Sie könnte das Interesse an der Frage wecken, wie der weit reichende Prozess der forcierten Idolisierung (wie weit er reichte, können wir leider nicht mehr klären) Adolf Hitler zu Adolf Hitler machte.


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