Montag, 14. Januar 2019

"Trumps wütende Tiraden gegen das FBI" - Lektüre des Journalismus (Beobachtung der Beobachter) (84)

"Trumps wütende Tiraden gegen das F.B.I." : lautet die Überschrift, an der ich beim Frühstück hängen blieb (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.1.2019, S. 2, Nr. 11). Der Kontext sind die von der Bundespolizei nach der Entlassung ihres Chefs James Comey aufgenommenden Ermittlungen gegen den U.S.-Präsidenten angesichts des Verdachts seiner Behinderung der Justiz in der Frage seiner die Sicherheit der Vereinigten Staaten gefährenden, russischen Beziehungen. Die New York Times hatte am vergangenen Wochenende darüber berichtet - womit das im Hintergrund der medialen Aufmerksamkeit operierende Ermittlungsverfahren wieder im Vordergrund fokussiert wurde. Die New York Times beschrieb die twitternenden Aktivitäten des Präsidenten mit: "Mr Trump attacks the F.B.I. and its former top officials".

Wo kommt die Wut des U.S.-Präsidenten her?
Majid Sattar hate sie erschlossen. Er war, was zu bemerken trivial ist, beim Verfassen der Präsidenten-Twitter abwesend.

Wie kann man mit dem Instrument des Twitter, das 140 Zeichen erlaubt, eine Tirade verfassen? Wie ist das dann mit: Tiraden?  Majid Satar hat den Titel ausgepolstert und vergessen, dass Tiraden weit ausholende Texte sind.

Was sollen die Angabe des Affekts und der verkehrte Wort-Gebrauch?

1. Die Bedeutung eines politischen Kontexts wird familialisiert: verniedlicht, entschärft. Der Familienvater ist ein cholerisches Monster.

2. Der U.S.-Präsident wird zur Verachtung freigegeben. Wer schäumt, ist nicht sehr gefährlich: bevor er zuschlägt, trifft ihn der Schlag. 

3. Der U.S.-Präsident wird unterschätzt. Nur ein Angeber regt sich in einem öffentlichen Amt so auf.

4. Die konstitutionelle Krise der Vereinigten Staaten und der Zerstörungsversuch demokratischer Formen des Aushandelns werden geleugnet.

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