Donnerstag, 10. Januar 2019

Auf in das Land der Millionen öffentlicher Steckdosen! Die aufgeregten, betrügerischen Hüter der Heiligen Kuh wähnen riesige, neue Weiden (81)

Volkswagen wird chinesischer überschreiben Hendrik Ankenbrand und Carsten Germis ihren Text (F.A.Z. vom 8.1.2019, S. 22, Nr. 6) und zitieren Herbert Diess, den Chef von VW, der in Peking auf einer Pressekonferenz vor Journalisten, wie es heißt, prognostizierte:


"In den nächsten Jahrzehnten wird das Machtzentrum der Automobilindustrie in China sein".

China wird zum Land der Millionen Regierungs-geförderten, öffentlich zugänglichen Steckdosen für die vielen Millionen Automobile, die von Elektromotoren angetrieben werden. Da muss der Mann von Volkswagen natürlich sofort hin. Das chinesische Machtzentrum besteht in der Intention der chinesischen Regierung, die Installation der Steckdosen, flankiert von einer entsprechenden Gesetzgebung, zu forcieren. Also wird Volkswagen dort ein Werk aufbauen, in dem, so die Autoren Ankenbrand und Germis, "600.000 Autos im Jahr produziert werden können". Dreißig Millliarden Euro - siehe meinen Blog Torschlusspanik? vom 22.11.2018 - stehen zur Verfügung und müssen angelegt werden, bevor die laufenden Strafverfahren ihren Tribut einfordern. "Bis 2025", erfahren wir, "sollen etwa 40 verschiedene elektrifizierte Fahrzeugmodelle in China produziert werden".

Das ist ein stattlicher - es ist zu befürchten: panischer - Check auf die Zukunft. Was wird aus Wolfsburg? Unklar. Das wissen die Herren und Damen aus Niedersachsen vermutlich noch nicht. Sie haben es enorm eilig und schaffen sicherheitshalber Fakten. Der Formel vom Machtzentrum der Automobilindustrie in China sieht man ein Muster bundesdeutscher Praxis an: Handeln vor Nachdenken und geduldigem Planen.  Der Ingenieur Diess sieht nur die Dringlichkeit, seine automobilen Einheiten loszuschlagen. Die Macht, von der er spricht, sitzt woanders. Über die Zukunft der Fahrzeuge entscheidet der hochkomplexe kommunikative und interaktive Prozess der indirekten kollektiven Abstimmung über die Bedeutung, Faszination, Attraktion und Notwendigkeit des Automobils angesichts unserer sich verändernden Lebensbedingungen und Lebenswünsche. Die Käuferinnen und Käufer müssen erst einmal zustimmen, ob und inwieweit das geförderte, empfohlene Angebot der Regierungen - sagen wir: unserer und der chinesischen Regierung -  und der Industrie ihren Lebenswünschen entspricht und ob es passt.

Die Leute aus Wolfsburg sind schlau und protzen mit ihren paar Milliarden, sind aber nicht klug. Jetzt sind sie in heller Aufregung. Das Fundament ihres Geschäfts - die Zustimmung zur Attraktion des Automobils - bröckelt. Ihre Unfähigkeit, ihre betrügerische, korrupte Leugnung unserer Wirklichkeiten und ihre Hilflosigkeit werden mehr & mehr erkennbar. Was macht Herr Diess? Lernt er schon Chinesisch? Damit er sich zumindest einfühlen kann in die Kultur, die Lebensverhältnisse und Lebensbedingungen seiner chinesischen Käuferschaft? Wahrscheinlich, auch das ist zu befürchten, benötigt er einen Übersetzer. Aber vielleicht etabliert der Wolfsburger Konzern eine großzügig ausgestattete Abteilung von Sinologinnnen und Sinologen.

(Überarbeitung: 26.4.2021)

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