Mittwoch, 19. November 2014

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Am 13.11.2014 war in der Abteilung Wissen der SZ ein kleiner Text zu lesen (S. 18, Nr. 261):
"Ampel-Effekt. Bilingualität trainiert das Gehirn", teilten die beiden Überschriften mit. Der erste Satz:
"Wer als bilingualer Mensch fließend zwei Sprachen spricht, kann Informationen besser verarbeiten als Menschen, die nur eine Sprache beherrschen".

Der Text bezieht sich auf die Studie von Jennifer Krizman, Erika Koe, Viorica Marian und Nina Kraus aus Evanston, Illinois: "Biligualism increases neural response consistence and cognitive coupling", was sich übersetzen lässt mit: Zweisprachigkeit verstärkt die Dichte der neuronalen Antwort und der kognitiven Verkopplung. Die Dichte der neuronalen Antwort ist  der Befund der Gehirn-Aktivität, die bei den in Englisch und Spanisch versierten Versuchspersonen (16 Studentinnen und 11 Studenten) offenbar erhöht war. Wer mit zwei Bällen jongliert, so mein Bild für die abgeleitete Logik der Autorinnen,  muss mehr aufpassen als der, der einen Ball in die Luft wirft. Klar doch. Gilt das auch für Zweisprachigkeit? Ist das ein Jonglieren? Was lässt sich noch ableiten? Die Dichte gibt wenig Auskunft. Man müsste sich über die Zweisprachigkeit verständigen. Die Autorinnen vermuten, dass bei einer Zweisprachigkeit die eine Sprache gesprochen, die andere unterdrückt wird. Ist das so? Geht man nicht beim Sprechen in der einen Sprache auf, während die andere verschwindet? Dolmetscher können die sprachlichen Bewegungen schnell wechseln, aber können das Alltags-Zweisprachler auch? Zweisprachigkeit macht beweglich, sagt die Alltagserfahrung. Aber wie weit reicht die Beweglichkeit? Fragen, die im Text nicht diskutiert werden. Auf keinen Fall kann man den Befund verallgemeinern zu: wer zwei Sprachen spricht, kann Informationen besser verarbeiten. Ich frage mich: welche Politik verfolgt diese Form von Journalismus?
 

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