Montag, 17. November 2014

Wann ist genug genug?

Am vergangenen Freitag (14.11.2014) spielte unsere Fußball-Nationalmannschaft in Nürnberg gegen die Mannschaft von Gibraltar. Sie gewann 4:0. Nach dem Schlußpfiff waren die Reaktionen erstaunlich: die Zuschauer pfiffen, die TV-Kommentare waren nicht zufrieden (einigermaßen milde Enttäuschung des RTL-Mannes; Jens Lehmann hatte Verständnis), der Bundestrainer war nicht zufrieden (schwere Enttäuschung), die veröffentlichte Meinung hier und da auch. Gemaule und Genörgel allerorten. Gegen diesen dritt-, viert- oder fünftklassigen Gegner (die Einschätzungen schwankten) wäre mehr drin gewesen. Warum hätte der Gegner demontiert (gedemütigt) werden sollen? War das 7: 1 gegen Brasilien nicht genug? Fußball-Liebhaber erinnern sich: Bundesdeutsche Qualifikationsspiele für große Turniere waren schon immer ein Gewürge; mit Ach und Krach kamen unsere Mannschaften weiter. Ausnahme: die letzte Qualifikationsrunde für Brasilien. Fußball-Liebhaber wissen auch: gegen schwächere Mannschaften haben gute Spieler eine Hemmung. Sie wissen zudem: Fußballer sind keine Maschinen; fußballerische Feuerwerke sind selten. Sie können sich erinnern: nach der gewonnen Fußball-Weltmeisterschaft 1954 brauchten die westdeutschen Kicker drei Turniere, um sich von ihrem Sieg zu erholen und wieder gut auszusehen (das war 1966 in England). Fußball-Liebhaber wissen auch: eine neue Mannschaft muss sich finden; der Preis für die enorme Anstrengung in diesem Jahr sind die vielen verletzten Spieler; bis die Mannschaft wieder spielt, vergeht Zeit. Gegen Gibraltar spielten sie nicht; sie waren vorsichtig. Möglicherweise lähmten die riesigen Erwartungen.

Aber, muss man fragen: Wieso ist der sportliche Kredit unserer Kicker so klein? Welche Unzufriedenheit hat sich mit dieser Fußball-Enttäuschung vermischt? Erste Vermutung: der Triumph in Brasilien war nicht triumphal genug. Das 7: 1 gegen Brasilien im Endspiel wäre richtig gewesen. Das 1:0 gegen Argentinien war ganz schön knapp. Zweite Vermutung: die weltpolitischen Turniere sind unglaublich schwierig geworden; unsere Regierungs-Mannschaft spielt zu viel Unentschieden.

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