Mittwoch, 26. November 2014

Wissenschaftsjournalismus IV

Gestern, am 25.11.2014, auf der Wissensseite der SZ (S.16, Nr. 271) : "Ein Gen, sich zu binden. Erbanlagen beeinflussen die Beziehungsfähigkeit", lauten die Titel des Textes. Die genetische Ausstattung von 579 Studentinnen und Studenten wurde in einer chinesischen Studie nach dem Gen durchgesehen, "das die Wirkung des Neurobotenstoffs Serotonin im Körper beeinflusst. Eine Veränderung dieses Gens an nur einer Stelle in der Abfolge der Erbgutbausteine scheint bereits einen Einfluss auf das Bindungsverhalten der untersuchten Studenten zu haben. Befindet sich an dieser Stelle der Baustein Cytosin, lag die Wahrscheinlichkeit, dass die untersuchte Studentin oder der Student in einer glücklichen Paarbeziehung lebte, bei 50 Prozent. Steht stattdessen jedoch ein Guanin an dieser Stelle, lagen die Chancen für eine Partnerschaft nur bei 40 Prozent".

Kommentar: "Ein auf den ersten Blick kleiner, aber durch die verschiedenen statistischen Tests der Wissenschaftler zuverlässig belegter Effekt".

Ja, was haben wir da? Einen kleinen, aber zuverlässig belegten Effekt für einen komplexen Zusammenhang. Ich wüsste gern, wie man die Beziehungsfähigkeit von jungen Leuten, die mit ihren Beziehungen noch experimentieren, auf eine Variable reduzieren kann, die sich dann korrelieren lässt mit den punktuellen Ereignissen der Existenz von Cytosin oder Guanin.  Wir haben einen blinden Wissenschaftsjournalismus, den man sich ersparen kann.

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