Donnerstag, 15. Januar 2015

Internet-Sorgen: encore

Heute, am 15.1.2015, wiederholt Alexandra Borchardt ihre Argumente in der Süddeutschen Zeitung (Nr. 11, S. 11), die sie vor zwei Monaten am selben Ort veröffentlicht hat (s. meinen Blog vom 19.11..2014 Internet-Sorgen). Anlass ist das Buch von Andrew Keen Das digitale Debakel, das in der kommenden Woche erscheint (Original-Titel: The Internet is not the Answer) . Was ist am Internet debakelig? Es "ist undemokratisch", sagt sie in zehn Thesen, die ich hier nicht durchgehen will. Nur ein, zwei Thesen-Teste. Alexandra Borchardt: "Die starken Akteure im Netz sind Konzerne. Die starken Akteure in der Demokratie sind politisch gewählt". Was ist mit den in unserer demokratisch verfassten Gesellschaft agierenden Kredit-Instituten (die ungern Kredite geben), der Auto-Industrie, der Atom-Industrie und der Pharma-Industrie? Sind deren Chefs - gewählt? Weiter: "Das Netz belohnt jene, die am lautesten sind. Demokratie lebt von der Repräsentation und gleichen Zugang für alle". Das ist der Scherz der Woche: gleicher Zugang für alle. Alexandra Borchardt weiß offenbar gar nicht, wie privilegiert sie ist: sie äußert sich in einem Forum mit einer täglichen, Millionen-starken Leserschaft. Sie weiß offenbar auch nicht (oder sagt es nicht), wie stark die Filter ihres Mediums sind. Die übrigens von der SZ-Leserschaft klaglos hingenommen werden: ich kann mich an keine Zuschrift erinnern, in der danach gefragt wurde, wie  und warum die Redaktionen ein Thema und eine Autorin (oder einen Autor) auswählen. Es ist klar: das Internet bedroht diese intransparenten Formen von fragloser (journalistischer) Souveränität und von am Geschäft wie am demokratischen Auftrag orientierter Repräsentation.

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