Mittwoch, 21. Januar 2015

Schwierige Gesprächs-Suche im riesigen Fernseh-Studio

Am vergangenen Sonntag, dem 18.1.2015, unternahm die A.R.D. mit der Günther Jauch-Sendung den Gesprächs-Versuch mit Katharina Oertel von der Dresdner Pegida, mit Alexander Gauland (AfD), Frank Richter (Sächsische Landeszentrale für politische Bildung), Jens Spahn (CDU) und Wolfgang Thierse (ehemaliger Bundestagspräsident und SPD). Der Anfang der Sendung war ungewöhnlich, das Ende vertraut und nicht vertraut. Günther Jauch leitete seine Sendung neben der Hauptkulisse in einer Art Gang wie einen Krimi hinter vorgehaltener Hand ein - sonst moderiert er den Beginn aus der Mitte der Gesprächsrunde. Ungewöhnliches stand auf dem Programm: Pegida, obgleich deren Montags-Treffen vor der Dresdner Oper abgesagt worden war aufgrund einer Mord-Drohung, diskutierte mit! Wie in den alten ARD-Zeiten der Erwartung einer Konfrontation oder eines showdown in einem der Gesprächsforen. Am Ende der Sendung, der Abspann lief, konnte man Alexander Gauland sehen, der Katharina Oertels Arm berührte, die ziemlich allein in ihrem Sessel saß, während Günter Jauch sich den Gästen  seiner Rechten zuwandte (W. Thierse, J. Spahn und F. Richter): überstanden, schien Gaulands Geste zu bedeuten, nach einer Verabredung oder einem Plan.

Während der Sendung probierten Wolfgang Thierse und Frank Richter einen Gesprächs-Beginn. Wolfgang Thierse markierte den verfassungspolitischen Rahmen und votierte für öffentliche Behutsamkeit. "Demokratie braucht Geduld", sagte er. Frank Richter machte Angebote des Verständnisses; er war mit der, wie er sagte, "kardiologischen Diagnose" der Bundeskanzlerin (Hass im Herzen; s. meinen Blog vom 5.1.2015) nicht einverstanden und vermittelte. Es war ein Gespräch in verschiedenen Etagen: Katharina Oertel sprach von ihrem Gefühl einer Unzufriedenheit; Jens Spahn wollte sie belegt wissen. Günther Jauch fragte direkt nach: " Haben Sie Frust?"

Ein unklares Gefühl, das wissen wir, ist schwer zu beschreiben und in einer  Erörterung zu behaupten. Katharina Oertel kam in ihrer Not der Begründung nicht dazu, über sich zu sprechen - wenn sie es überhaupt wollte oder konnte. So bewegte sich das Gespräch von Etage zu Etage rauf und runter. Aber zumindest war die bisherige, von denTV-Kameras registrierte Verweigerung der Teilnehmer der Montags-Demonstrationen modifiziert. Katharina Oertel riskierte, sich zu exponieren. Pediga bekam ein Gesicht. Auch eine Stimme? Das müssen wir sehen. Wir müssen auch sehen, welche Tonlagen die Stimmen von Pegida erreichen. Sind es  Register des Unbehagens, des Unmuts, des Grolls, des Ressentiments, des fantasierten oder des Handlungs-bereiten Hasses? Auch der Hass braucht explorative Räume. Um ihn in der Öffentlichkeit - jenseits der eigenen vier Wände - zu besprechen, muss man allerdings bereit sein, eine Sprache für sich finden zu wollen, die einen Austausch ermöglicht und den gesetzlichen Rahmen gestatteter Kommunikation nicht überschreitet.


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